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Low Code: Wie Sie mit geringen Programmierkenntnissen digitale Anwendungen entwickeln

Bunter Programmiercode in vielen Zeilen auf einem Display abfotografiert.

Mit Low Coding können Sie Anwendungen entwickeln, ohne über weitreichende Programmierkenntnisse zu verfügen. Welche Vorteile das bietet, lesen Sie hier.

Digitale Anwendungen helfen dabei, Prozesse im Unternehmen zu automatisieren, Daten zu sammeln und zu analysieren oder Kund:innen eine einzigartige Customer Experience zu bieten. Die professionelle Softwareentwicklung ist jedoch teuer und zeitaufwändig. Eine kostengünstige Alternative, die zu schnellen Ergebnissen führt, ist Low Code. Bei dieser Art der Programmierung benötigen Nutzer:innen nur geringe Coding-Erfahrung, um ansprechende Apps zu entwickeln. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Low Coding funktioniert, welche Vorteile diese Herangehensweise für Ihr Unternehmen bietet und wie sie sinnvoll Ihre Anwendungsentwicklung unterstützt.

Was ist Low Code?

Low Code bedeutet, dass Sie eine Anwendung, Applikation oder Software mit wenig Programmierkenntnissen erstellen. Das „low“ bezieht sich nicht auf die Qualität des finalen Programmcodes, sondern auf den Wissensstand, den Sie zur Entwicklung und Programmierung benötigen.

Low Code Development führen Sie mit speziellen Low-Code-Plattformen und Entwicklungsumgebungen durch. Auf diesen Plattformen steht nicht die Eingabe von Anweisungen über einen Text-Editor im Vordergrund. Stattdessen bestehen die Tools aus einer grafischen Benutzeroberfläche, über die Sie mit Elementen die gewünschten Ergebnisse „zusammenklicken“. Dieses Vorgehen nennt sich auch „Lego-Prinzip“, da Sie, bildlich gesprochen, einzelne Module wie das Kult-Kinderspielzeug für ein ideales Ergebnis „zusammenstecken“.

Ein Begriff mit Geschichte

Die Idee, das Programmieren zu vereinfachen, ist nicht neu. Lösungen gab es bereits viele Jahre vor dem Low Coding – zum Beispiel kam in den 1980er-Jahren das sogenannte RAD (Rapid ApplicationDevelopment) auf. Das Konzept wurde im Laufe der Zeit weiterentwickelt und ging unter anderem in der modellgetriebenen Softwareentwicklung (Model-Driven Software Development, MDSD) auf.

Die Bezeichnung „Low Code“ stammt von Forrester Research. Das Marktforschungsunternehmen verwendete den Begriff zum ersten Mal im Jahr 2014 für die Erstellung einer Anwendungssoftware. Seitdem erfreut sich diese Art der Softwareentwicklung stets wachsender Beliebtheit.

Wie Low Code Development Ihrem Unternehmen nützt

Die Low-Code-Entwicklung hat viele Vorzüge:

  • Sie müssen kein Informatikstudium oder eine entsprechende Ausbildung zum Programmieren absolviert haben, um Anwendungssoftware oder Entwicklungsumgebungen erstellen zu können.
  • Für die Erstellung einer App oder Software benötigt Ihr Unternehmen dank einer Low-Code-Plattform in der Regel keine erfahrenen Coder:innen oder Programmierer:innen. In Zeiten des Fachkräftemangels ist das ein großer Pluspunkt.
  • Aber auch professionelle Entwickler:innen kommen mithilfe einer solchen Plattform schneller ans Ziel, denn sie nimmt ihnen viele einfache oder sich wiederholende Aufgaben ab. So können sie sich größeren Herausforderungen widmen.
  • Sie haben die Möglichkeit, die Entwicklung einer Anwendung besser aufzuteilen: Während sich sogenannte „Citizen Developer” (siehe nächster Abschnitt) auf die Erstellung einfacherer Bestandteile einer Anwendungssoftware konzentrieren, programmieren professionelle Coder:innen komplizierte Elemente hinzu.
  • Durch Low Coding lassen sich Prototypen schnell entwickeln. Das ist besonders in der agilen Softwareentwicklung wichtig, da hier innerhalb kürzester Zeit ein MVP (Minimum Viable Product, ein „minimal überlebensfähiges Produkt“) entstehen soll.
  • Durch die schnelle und schlanke Entwicklung reduziert Ihr Unternehmen die Entwicklungskosten.

Diese Form der Programmierung eignet sich nicht nur für Firmen, sondern bietet auch unzählige Möglichkeiten, um die Digitalisierung im öffentlichen Sektor voranzutreiben. Ein erfolgreiches Beispiel ist das Projekt Digitales Fördermittelmanagement in Nordrhein-Westfalen.

Warum Sie Citizen Developer in Ihre IT-Governance integrieren sollten

Low-Code-Plattformen werden meist von Nicht-Entwickler:innen und Programmier-Laien in Business Teams aus dem Vertrieb, Service, Marketing oder der Produktion genutzt. Derartige User:innen heißen in der Fachsprache „Citizen Developer”.

Gibt es in Ihrem Unternehmen mehrere Citizen Developer, entsteht unter Umständen eine „Schatten-IT“, die losgelöst von der eigentlichen Programmierabteilung agiert. Das führt zu einem Wildwuchs an selbst entwickelten, nicht dokumentierten und eventuell unsicheren Anwendungen. Um das zu vermeiden, sollten Sie die Laien in Ihre IT-Governance integrieren. Die IT-Governance ist für die Leitung, Organisation und Überwachung aller IT-Prozesse zuständig. Sie ist ein Bestandteil der Unternehmensführung und stellt sicher, dass die Unternehmensziele unterstützt und vorangebracht werden.

No Code: Professionelle Anwendungen ohne jeglichen Code entwickeln

Professionelle Ergebnisse ohne Programmierkenntnisse – das ist das Credo der No-Code-Entwicklung. Hierbei setzen Sie Tools ein, bei denen es gar keine Möglichkeit gibt, einen Programmcode einzutippen. Derartige „Baukästen“ generieren komplett eigenständig den finalen Quellcode und somit die gewünschte Anwendungssoftware oder Applikation.

Die Grenzen zwischen No Code und Low Code sind fließend, besonders im Sprachgebrauch. Das Ergebnis ist ähnlich: Die Endbenutzer:innen können ohne Erfahrung in der Anwendungsentwicklung erstklassige Lösungen entwickeln. Hierzu zählen beispielsweise Apps zur Grafikerstellung für Social Media oder Terminplaner für Teams und Kund:innen.

Arbeitsbereiche lassen sich ebenso mithilfe von No-Code-Tools modellieren, wenn sie auf generischen User Interfaces basieren und einfache Prozesse abbilden sollen. Pro Arbeitsbereich können Sie in wenigen Klicks Business Dashboards erstellen, die verschiedene miteinander verknüpfte Felder und Funktionen umfassen. In diesen Feldern können Sie unzählige, projektrelevante Informationen sammeln und für Ihre Kolleg:innen verfügbar machen, wie Verlinkungen zu Dateien auf Ihren Servern, Verantwortlichkeiten, Timings und vieles mehr. Sie können auch verschiedene Templates für unterschiedliche Vorhaben erstellen und so riesige relative Datenbanken aufbauen.

Pro Code: Die Königsklasse der Programmierung

Das Gegenteil von No Code und Low Code ist Pro Code, auch High Code genannt. Dieser Begriff bezeichnet die klassische Programmierung, bei der die Programmzeilen von Hand geschrieben werden. Der Pro Code stellt somit die höchste und zugleich schwerste Stufe der Anwendungsentwicklung dar. Er wird insbesondere für Custom Solutions genutzt, beispielsweise komplexe Landingpages, Datenbanken oder auch Prozessautomatisierung. Da Pro Code individuell erstellt wird, gehört er in aller Regel dem programmierenden Unternehmen als Urheber.

Die verschiedenen Formen der Programmierung können auch miteinander kombiniert werden, um schnell und effizient Software zu entwickeln. Das Unternehmen DEFACTO setzt beispielsweise auf Low Code und Pro Code, um Geschäftsprozesse schneller zu digitalisieren und Innovation voranzutreiben.

Vor- und Nachteile von No Code, Low Code und Pro Code

Jede Art der Anwendungsentwicklung birgt ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile. Bevor Sie sich für eine Lösung entscheiden, sollten Sie die verschiedenen Optionen sorgfältig abwägen:

No Code

Vorteile:

  • Anwendungsentwicklung ohne Programmierkenntnisse
  • Keine (teuren) Entwickler:innen nötig
  • Sehr schnelle Entwicklung von Prototypen oder fertigen Ergebnissen
  • Geringe Kosten

Nachteile:

  • Individualisierungen wenig bis gar nicht möglich
  • Nutzer:innen müssen geschult werden, Einbindung in IT-Governance
  • Ergebnisse fallen unter Umständen nicht wie geplant aus
  • Spezielle Nutzungs- und Lizenzkosten

Low Code

Vorteile

  • Anwendungsentwicklung mit geringen Programmierkenntnissen
  • Wenige Entwickler:innen nötig
  • Schnelle Entwicklung von Prototypen oder fertigen Ergebnissen
  • Geringere Kosten als beim Pro Code Development

Nachteile:

  • Individualisierung unter Umständen nur mit Unterstützung von Programmierer:innen machbar
  • Nutzer:innen benötigen spezielle Schulungen, Einbindung in IT-Governance
  • Ergebnisse fallen unter Umständen nicht wie geplant aus
  • Spezielle Nutzungs- und Lizenzkosten

Pro Code

Vorteile:

  • Sehr hoher Grad an Individualisierung der Anwendungssoftware
  • Sie erstellen eigene Entwicklungsumgebungen und internes Know-how auf hohem Niveau
  • Outsourcing gut möglich, da es zahlreiche Freelancer, Agenturen und IT-Dienstleister gibt
  • Es können innovative und einzigartige Produkte realisiert werden

Nachteile:

  • Individualisierung ist aufwändig und teuer
  • Aufbau und Betrieb einer eigenen Development-Abteilung ist mit hohen Kosten verbunden
  • Outsourcing: teuer und erfordert hohen Managementaufwand
  • Entwicklung ist kompliziert, zeitaufwändig und kostspielig

Beispiele für eine Anwendungssoftware mit Low Code

Mit den entsprechenden Low-Code-Tools können Sie beispielsweise eine CRM-App aufbauen, über welche die Teams aus Vertrieb, Marketing und Service in Ihrem Unternehmen eine einheitliche Sicht auf die Kundenbeziehungen und die verkauften Produkte erhalten. So haben die Mitarbeiter:innen stets Zugriff auf alle relevanten Informationen zu einem Kunden oder einer Kundin und können datenbasierte Entscheidungen treffen. Darüber hinaus lassen sich mit Low Code Prozesse automatisieren oder visuelle Widgets erstellen, die Ihre Mitarbeiter:innen bei der Interaktion unterstützen. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt.

Low Code hat im Gegensatz zu No Code den Vorteil, dass Sie über eine solche Plattform Programmzeilen per Texteingabe hinzufügen können, um beispielsweise gewisse Logiken und Prozesse zu verfeinern. Der Einstieg in die Softwareentwicklung ist damit niederschwellig und bietet trotzdem die Möglichkeit, die Website oder eine mobile App den eigenen Wünschen anzupassen. Zudem können Sie über Schnittstellen externe Datenquellen einfach mit Ihrer App verknüpfen. Möchten Sie Low Code in Ihrem Unternehmen nutzen, können Sie auf entsprechende Tools zurückgreifen. Gut zu wissen: Manche Anbieter bezeichnen ihre Lösungen als Low Code Development Platform, andere verzichten auf den Fachbegriff komplett.

Ist Low Coding für Ihr Unternehmen sinnvoll?

Ob die Anwendungsentwicklung mit Low Code zu Ihren Zielen passt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Um die richtige Entscheidung für Ihr Unternehmen zu treffen, müssen Sie zuvor ein paar grundlegende Fragen klären. Zum Beispiel: 

  • Wie komplex ist Ihr Vorhaben? Können Sie es mit einer Low-Code-Plattform realisieren? Ist auch die spätere Weiterentwicklung mit dieser Umgebung möglich?
  • Gibt es in Ihrem Unternehmen genügend Mitarbeiter:innen, die sich in diese Art der Anwendungsentwicklung einarbeiten können? Wie sieht die Integration in andere IT-Prozesse aus?
  • Wie schnell soll Ihre Software umgesetzt werden? Benötigen Sie beispielsweise ein MVP (Minimum Viable Product), um Investor:innen zu überzeugen?
  • Wenn Sie in Richtung Pro Code tendieren: Haben Sie ausreichend Budget, um ein eigenes Development-Team aufzubauen oder externe Programmierer:innen zu engagieren?

Die Anwendungsentwicklung mit Low Code besitzt viele Vorteile: Ihre digitalen Projekte bringen Sie auch in Zeiten des Fachkräftemangels agil, flott und kostengünstig voran. Die Citizen Developer in Ihrem Unternehmen können mit den entsprechenden Tools Prozesse automatisieren und die Zusammenarbeit aller Mitarbeiter:innen effizienter gestalten. Dadurch gerät der Motor Ihrer IT-Transformation nicht ins Stocken. Ein wesentlicher Pluspunkt, der bei der immer schneller getakteten Digitalisierung eine stetig größere Bedeutung einnimmt. 

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Die häufigsten Fragen zum Thema Low Code

Was ist Low Code?

Mit Low Coding können Sie Anwendungen oder Software entwickeln, ohne über umfangreiche Programmierkenntnisse zu verfügen. Hierfür nutzen Sie Low-Code-Plattformen, über deren grafische Benutzeroberfläche Sie die einzelnen Elemente Ihrer Applikation „zusammenklicken“ können.

Welche Vorteile bietet Low Coding?

Die Mitarbeiter:innen benötigen nur geringe Programmierkenntnisse, weshalb keine professionellen Software-Entwickler:innen erforderlich sind. Oder die Arbeit kann aufgeteilt werden: Die Angestellten mit weniger Coding-Erfahrung erledigen die einfachen Aufgaben, die Codierer:innen widmen sich den komplexen Inhalten. Prototypen können so schnell entwickelt werden. Zudem senkt das Low Coding die Development-Kosten.

Wie unterscheidet sich Low Code von No Code und Pro Code?

No Code erfordert keinerlei Programmierkenntnisse und ist in der Praxis als Software-Entwicklung nach dem Baukasten-Prinzip bekannt. Für Low Code sind geringe Programmierkenntnisse notwendig. Pro Code bezeichnet die klassische und schwierigste Form der Anwendungsentwicklung: Alle Befehlszeilen werden von Hand in einen Text-Editor geschrieben. Es sind also umfangreiche Kenntnisse im Coding erforderlich.

Wann ist die Low-Code-Entwicklung für ein Unternehmen sinnvoll?

Auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort. Sie hängt davon ab, 

  • wie komplex Ihr Entwicklungsvorhaben ist und ob es sich mit Low Coding umsetzen lässt, 
  • ob Sie ausreichend Mitarbeiter:innen haben, die sich in die Thematik einarbeiten können, 
  • wie schnell Sie einen Prototypen der Anwendung benötigen, um beispielsweise Investor:innen zu überzeugen und 
  • wie viel Budget Ihnen etwa für professionelles Programmieren zur Verfügung steht.

Welche Beispiele für Low-Code-Apps gibt es?

Hierzu zählen E-Commerce-Apps, Anwendungen für Online-Banking, CRM-Apps oder Management-Systeme, etwa zur Überprüfung der Lagerkapazitäten. Sie stellen komplexe Anforderungen, beispielsweise an die Datensicherheit, die umfassende Programmierkenntnisse erfordern. Low-Code-Plattformen nehmen diese Arbeit ab und erleichtern so die Entwicklung.

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