Einer Studie der KfW zufolge suchen rund 227.000 Inhaber im Mittelstand eine Nachfolge und zwar bis zum Ende des Jahres 2020. Bei rund 3,5 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) hierzulande ergibt sich also eine Quote von rund 6,5 Prozent an Unternehmen, die auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger sind.
Die Studie offenbart auch, dass das Thema Nachfolge im Mittelstand in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen hat. Das ist ein erster wichtiger Schritt, sichert ein erfolgreicher Generationenwechsel doch den Fortbestand des Betriebs und den Erhalt der Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit auf einem immer anspruchsvolleren Markt. Gleichzeitig zeigt die Studie aber auch, dass die nachrückende Generation an Existenzgründern und Unternehmern kein ausreichendes qualifiziertes Personal bereithält, um den hohen Bedarf im Mittelstand zu decken.
In unserem Beitrag gehen wir zunächst detailliert auf die Nachfolgesituation im deutschen Mittelstand ein. Im Anschluss widmen wir uns dann der Frage, welches Profil mittelständische Unternehmen für die Nachfolge suchen und wie ein geeigneter Prozess für einen erfolgreichen Generationenwechsel aussehen kann.
Der deutsche Mittelstand auf der Suche nach Nachfolgern
Die 227.000 Unternehmen, die bis zum Jahr 2020 einen Nachfolger suchen, erwirtschaften einen Gesamtumsatz von rund 283 Milliarden Euro und sind der Arbeitgeber für fast 2 Millionen Erwerbstätige. Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Generationenwechsel weit mehr als nur eine unternehmensinterne Frage ist – die Suche nach einem geeigneten Nachfolger hat volkswirtschaftliche Bedeutung und wird daher auch von der Politik wahrgenommen.
Dabei gibt es erhebliche Unterschiede zwischen verschiedenen Branchen und Unternehmensgrößen. Kleinstunternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten stellen dabei den zahlenmäßig größten Anteil (182.200) der Unternehmen auf Nachfolgesuche dar: In 6 Prozent der Fälle bereiten sie einen Generationenwechsel vor. Bei großen KMU mit mehr als 50 Beschäftigten liegt dieser Anteil mit über 9 Prozent höher.
Auch in den verschiedenen Branchen des Mittelstands zeigen sich Unterschiede beim Thema Unternehmensnachfolge: Während im Baugewerbe nur rund 4 Prozent der Mittelständler auf Nachfolgersuche sind, liegt der Anteil im Handel (8,5 Prozent) und im FuE-intensiven verarbeitenden Gewerbe (Forschung und Entwicklung, 9,6 Prozent) deutlich höher.
Zentraler Engpass bei der nachrückenden Unternehmergeneration
Die Bereitschaft, das eigene Unternehmen mit einem geeigneten Nachfolger sicher in die Zukunft zu führen, ist in den letzten Jahren im Mittelstand deutlich gewachsen. Die Herausforderung besteht jedoch darin, überhaupt einen geeigneten Nachfolger für das mittelständische Unternehmen zu finden. Welche besondere Rolle auch Marketing im Mittelstand spielt, können Sie in unserem Ratgeber nachlesen.
So zeigt der KfW-Gründungsmonitor eindrucksvoll auf, dass bei der Zahl der Übernahmegründer, also der Gründer, die auf bestehende Unternehmensstrukturen zurückgreifen, ein negativer Trend zu beobachten ist. Seit dem Jahr 2001 (148.000) ist hier ein Rückgang um 61 Prozent zu beobachten.
Abbildung 1 Unternehmensgründer in Deutschland von 2001 bis 2017 (Quelle)
Die Gründe für den starken Rückgang an Übernahmegründungen in Deutschland dürften in der positiven wirtschaftlichen Entwicklung und dem robusten Arbeitsmarkt liegen. So erfreulich diese Entwicklung für den Wirtschaftsstandort Deutschland auch ist – bei der Suche nach einer geeigneten Nachfolge im Mittelstand ist sie eher kontraproduktiv. Alle Informationen rund um einen erfolgreichen Vertrieb im Mittelstand finden sie Sie in unserem Artikel.
Lesen Sie in unserem Whitepaper zum Fachkräftemangel in Deutschland, wie sich dieses Problem durch digitale Mittel ausgleichen lässt.
Tendenz zur externen Nachfolge im Mittelstand
Während die Führung mittelständischer Unternehmen früher meist von Generation zu Generation innerhalb der Familie weitergegeben wurde, zeigt sich vor dem Hintergrund der schwierigen Nachfolgesituation heute ein Trend zu alternativen Varianten. 2017 gab es noch eine klare Tendenz zu einer Nachfolgelösung innerhalb der Familie, 2018 stieg der Anteil einer Nachfolgeregelungen. Bei einem externen Nachfolger im Mittelstand kann es sich beispielsweise um die strategische Übernahme durch einen anderen Betrieb, die Nachfolge durch einen Existenzgründer oder den Einstieg eines Finanzinvestors handeln.
Abbildung 2 Nachfolgevarianten unter Mittelständlern (Quelle)
Die besondere Herausforderung bei der Unternehmensnachfolge durch einen externen Käufer besteht meist darin, dass die vertraglichen Regelungen weitaus komplizierter als bei einer internen Regelung sind. Von der Bestimmung eines angemessenen Unternehmenswerts über die Erstellung eines ausführlichen Business Plans bis zur Überschreibung von Darlehensverträgen ist der Nachfolgeprozess mit einem externen Käufer von einem hohen Aufwand und entsprechenden Transaktionskosten geprägt. So ist die Beteiligung von Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern am Kaufprozess meist unumgänglich.
Die Vorbereitung auf einen externen Unternehmensverkauf ist aus diesen Gründen ungleich zeitaufwendiger und erfordert von der Unternehmensführung einen strukturierten und gut geplanten Prozess.
Wie finde ich im Mittelstand einen geeigneten Nachfolger?
Auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger im Mittelstand ergeben sich verschiedene Alternativen, die im Folgenden noch einmal kurz dargestellt und erläutert werden sollen. Für betroffene Mittelständler gilt es, sich im ersten Schritt Gedanken darüber zu machen, welche Option für die Nachfolgeregelung angestrebt wird.
Übergabe innerhalb der Familie
Die familieninterne Übergabe wird gerade in mittelständischen Unternehmen häufig präferiert. Familienunternehmen sollen Familienunternehmen bleiben. Diese Variante hat den Vorteil, dass Familienmitglieder über viele Jahre an das Geschäft herangeführt und nach und nach an wichtigen Entscheidungsprozessen beteiligt werden können. In der jüngeren Vergangenheit zeigt sich jedoch, dass familiäre Nachfolgeregelungen aufgrund von ausbleibendem Nachwuchs oder anderen beruflichen Wünschen der Kinder zunehmend schwierig sind.
Management Buy-Out
Bei einem Management Buy-Out erwirbt das Management des Unternehmens die Mehrheit des Kapitals von den bisherigen Inhabern. So können Alteigentümer das Unternehmen beispielsweise den eigenen Managern zum Kauf anbieten. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass ein gutes Vertrauensverhältnis zum Nachfolger besteht und keine sensiblen Unternehmensinformationen einem externen Käufer offengelegt werden müssen.
Verkauf an einen Dritten
Der Verkauf an einen Dritten ist für viele mittelständische Unternehmen die einzige Möglichkeit, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Diese Variante hat den Nachteil eines hohen Aufwands und entsprechenden Transaktionskosten. Zudem werden im Zuge des Verkaufsprozesses sensible Informationen über das Unternehmen offengelegt. Diese können unter Umständen auch von Wettbewerbern eingesehen werden.
Verkauf an einen strategischen Partner
Der Unternehmensverkauf an einen strategischen Partner wie etwa einen Wettbewerber hat für mittelständische Unternehmen oft weitreichende Folgen, ist aber auch mit Vorteilen verbunden. So können Produktionsstätten zusammengelegt und Kompetenzen gebündelt werden, um den Fortbestand des Betriebs zu sichern.
Verkauf an Beteiligungsgesellschaft
Beteiligungsgesellschaften legen den Fokus bei Unternehmenskäufen häufig auf das Erzielen einer bestimmten Zielrendite. Die Gesellschaft gibt zu diesem Zweck Geld in das Unternehmen und übernimmt vorübergehend die Leitung, ist aber meist an einem späteren Weiterverkauf interessiert.
Schritt für Schritt zum Nachfolger im Mittelstand
Für einen erfolgreichen Generationenwechsel ist vor allem ein strukturierter und gut geplanter Prozess erforderlich. Die Suche nach einer Nachfolge im Mittelstand lässt sich in 3 wesentliche Schritte gliedern: Vorbereitung, Umsetzung und Überleitung.
Schritt 1 – auf die richtige Vorbereitung kommt es an
In der Vorbereitungsphase kommt es vor allem darauf an, mit dem potenziellen Nachfolger die Zielsetzungen und Randbedingungen für den Verkauf zu klären. Dabei spielen vor allem die Unternehmenszahlen eine große Rolle: Von der Aufbereitung der Jahresabschlüsse über die Analyse von Bilanzen und die Erfassung von Inventurlisten bis zur Unternehmensplanung für die nächsten Jahre ist hier jede Menge zu tun.
Wird eine externe Unternehmensnachfolge angestrebt, ist ein Verkaufsprospekt mit einem ausführlichen Business Plan fester Bestandteil der Unterlagen. Dieses kann dann interessierten Übernahme-Kandidaten vorgelegt und erläutert werden.
Wenn die Art der Nachfolgeregelung in der Vorbereitungsphase noch offen ist, sollte zunächst eine gründliche Bewertung der verschiedenen Optionen stattfinden. Auf Grundlage dieser Arbeit kann dann eine Empfehlung – beispielsweise für einen strategischen Verkauf oder die Übernahme durch eine Beteiligungsgesellschaft – abgegeben werden.
Schritt 2 – den Generationenwechsel einleiten
Nachdem die Entscheidung für eine geeignete Nachfolgelösung gefallen ist, beginnt nun die Umsetzungsphase. Je nach Variante der Übernahme gestaltet sich diese Phase unterschiedlich.
Wenn ein Management Buy-Out angestrebt wird, steht vor allem die Frage der Finanzierung der Übernahme im Fokus der Betrachtung. Dabei empfiehlt es sich, auch die Beteiligung anderer Gesellschaften oder die Inanspruchnahme öffentlicher Fördermittel in Erwägung zu ziehen.
Bei einem externen Unternehmensverkauf steht hingegen die Due Diligence, also die Sorgfaltsprüfung durch den potenziellen Käufer – im Mittelpunkt der Umsetzungsphase. Dabei stellt der Betrieb dem Interessenten sämtliche Kunden- und Lieferantenverträge, Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen sowie weitere sensible Dokumente zur Verfügung. Üblicherweise werden Rechtsanwälte und Berater in diesen Prozess eingebunden.
Nach erfolgreicher Due Diligence endet diese Phase üblicherweise mit der Unterzeichnung eines Beteiligungsvertrages oder einer Aktionärsvereinbarung.
Schritt 3 – die Überleitungsphase
Die Vertragsverhandlungen sind erfolgreich abgeschlossen – dann kann nun die Überleitungsphase beginnen. In dieser Phase geht es darum, das Unternehmen möglichst reibungslos an den Nachfolger zu übergeben und nach dessen Vorstellungen neu zu strukturieren. Diese Phase ist auch für die Mitarbeiter mit großen Unsicherheiten und Umstellungen verbunden. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, die Mitarbeiter von Beginn an transparent und offen über die bevorstehenden Änderungen zu informieren.
Mit strukturierten Prozessen den Generationenwechsel meistern
Die Suche nach einer geeigneten Nachfolge im Mittelstand ist aufgrund der stetig zurückgehenden Anzahl an Existenzgründern eine echte Herausforderung. Wer sich aber frühzeitig kümmert, an einem strukturierten Prozess festhält und alle Möglichkeiten für die Unternehmensnachfolge in Betracht zieht, der findet rechtzeitig eine geeignete Lösung und ebnet damit den Weg zu einem erfolgreichen Fortbestand der Firma.
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