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Unternehmerin mit Leib und Seele

Zielen statt Plänen folgen, so navigiert Unternehmerin und Almdudler-Miteigentümerin Michaela Klein ihre Engagements durch unstete Zeiten – und findet die richtigen Wege zum Erfolg.

Langeweile ist für Michaela Klein ein Fremdwort – denn zu tun hat die Unternehmerin eigentlich immer: Da ist Almdudler, das Familienunternehmen, dessen Miteigentümerin und Aufsichtsrätin sie ist, der von ihr mitgegründete Verein Tralalobe, der sich um geflüchtete Menschen kümmert. Und nicht zuletzt sind da ihre Weinhandlung Unger & Klein, die sie mit ihrem Mann aufgebaut hat, und ihr Lokal „Das kleine Paradies“ in Wien. 

„Ich bin aufgewachsen mit  Almdudler bei uns auf dem Familientisch. Und an dem Tisch saßen nicht nur meine Eltern und mein Bruder: Die Mitarbeiter:innen waren immer ein Teil der Familie“, sagt Michaela Klein. Seinen Ursprung nahm das österreichische Nationalgetränk vor über 60 Jahren als Hochzeitsgeschenk: 1957 braute Erwin Klein seiner Frau Ingrid zur Hochzeit eine Limonade aus natürlichen Alpenkräutern nach eigenem Rezept – die allererste Flasche Almdudler. Ihre Kinder, die heutigen Eigentümer:innen Thomas und Michaela Klein, sind mit dem Unternehmen Almdudler groß geworden. Im Umfeld des Familienbetriebs engagiert sich Klein vor allem in den Bereichen Nachhaltigkeit und gesellschaftliches Engagement; und Almdudler prägte sie als Unternehmerin. Dazu gehört vor allem die Haltung, alle an einen Tisch zu bringen und als „Gastgeber:in“ alle Menschen im Blick zu haben, die dort sitzen: Mitarbeiter:innen, Kund:innen, Zuliefer:innen, Partner:innen.

Schnell und agil

Diese Philosophie leitet Klein und das Unternehmen Almdudler bis heute – auch auf der Zukunftsreise, die im Frühjahr 2020 auf eine Probe gestellt wurde. Denn Gastronomie und Hotellerie ​​zählen mit zu den Hauptkunden des Getränkeunternehmens. Die Marke verkauft in Deutschland über Vertriebspartner, in Österreich direkt an Lebensmittel- und Getränkehandel. Um einen ganzheitlichen Blick über Märkte und Kanäle hinweg zu gewinnen, führte Almdudler Anfang 2020 Salesforce ein. Eine wichtige Grundlage, um im Lockdown schnell und agil handeln zu können, wie sich nur kurz später herausstellen sollte. Als Gastronomie und Hotellerie schließen mussten, konnte Almdudler so umschwenken und den Vertriebsschwerpunkt auf Lebensmitteleinzelhandel und Getränkemärkte legen. Doch Almdudler wäre nicht Almdudler, hätte man in dieser Situation die eigenen Partnerbetriebe aus den Augen verloren, die nicht ohne weiteres das eigene Geschäftsmodell anpassen konnten. So initiierte das Familienunternehmen die Dudelhilfe, eine Spendenaktion für die Gastronomie. 

Ich will, dass noch mehr Mitarbeiter:innen auch von anderen Themen in einem Unternehmen etwas verstehen.“

Alle an einen Tisch bringen: Bei der Digitalisierung des Vertriebs hieß das für Almdudler, den Prozess so aufzusetzen, dass Mitarbeiter:innen aus allen betroffenen Bereichen von Anfang an beteiligt waren. Als Power-User:innen haben sie nicht nur die Umsetzung begleitet – sondern stehen zudem allen als Ansprechpartner:innen zur Verfügung. Für Almdudler besteht ein Change Prozess immer aus Menschen und Tools, alle mitzunehmen ist ein hoher Wert. Das Ziel hinter Almdudlers Digitalisierung: Prozesse verbessern und beschleunigen, damit mehr Zeit für Kund:innen und Partner:innen bleibt und bessere Kundenerlebnisse entstehen können. 

Selbst anpacken

Einen gemeinsamen Blick aufs Unternehmen haben, Best Practices teilen, ein Verständnis für Zusammenhänge aufbauen: Diese Punkte spiegeln sich in Michaela Kleins Philosophie – und in dem, wie sie in ihren Unternehmen in die Zukunft arbeitet: Als eine Lehre aus den vergangenen Monaten will sie den Austausch untereinander noch weiter stärken. „Almdudler hat regelmäßige Online-Meetings eingeführt, in denen sich jedes Mal Bereiche und Mitarbeiter:innen vorstellen. So lernen sich alle besser kennen – was ist das für ein Mensch, was tut er oder sie konkret? Das hat mich auch noch näher zu den einzelnen Mitarbeiter:innen gebracht“, so die Unternehmerin, die diesen Gedanken sogar noch weiter spinnen möchte: „Ich will, dass noch mehr Mitarbeiter:innen auch von anderen Themen in einem Unternehmen etwas verstehen. Bei Almdudler arbeiten Menschen immer wieder in für sie fremden Bereichen mit. In meinem Restaurant will ich, überspitzt gesagt, dass der Koch Service machen könnte und umgekehrt.“

Sie geht selbst mit gutem Beispiel voran: Zum Interview treffen wir sie im Wiener Tralalobe-Haus an – Klein kommt gerade vom Betten Machen: „Es kann gut sein, dass uns nachher neun Zehnjährige ins Interview laufen“, warnt sie mit einem Lachen, ein Feriencamp steht an. Sie dirigiert nicht aus der Ferne, sie packt mit an, ist direkt dran an den Menschen und engagiert sich. Am besten zeigt sich das bei ihrer Arbeit für den Verein Tralalobe, der sich für geflüchtete Kinder und Jugendliche in Österreich einsetzt und ihnen dabei hilft, eine bessere Zukunft in der neuen Heimat aufzubauen. 

Ein Plan ist für mich eher eine Vision, das Ziel – und eine gewisse Idee, wie man dorthin gelangt, aber nichts in Stein gemeißeltes.“

„Wie plant man ohne Planungssicherheit?“ So fasst der Verein in seinem Jahresbericht die zentrale Herausforderung in Pandemiezeiten zusammen. Michaela Klein hat für sich die Antwort auf diese Frage gefunden: Anpacken, auf den eigenen Instinkt hören, im Team arbeiten. „Zunächst muss man sehr intuitiv und offen für neue Dinge sein – und dann seine Ideen sehr beweglich in kleinen Strukturen umsetzen können“, fasst Klein zusammen. „Ein Plan ist für mich eher eine Vision, das Ziel – und eine gewisse Idee, wie man dorthin gelangt, aber nichts in Stein gemeißeltes.“ Wenn Hindernisse auftreten, gilt es, sich auf das Ziel zu besinnen: „Was ist meine Vision? Und wie kann ich sie jetzt verwirklichen? Dafür muss man Pläne dann gegebenenfalls ändern“, erklärt sie. So findet und betritt sie neue Wege.

Beziehungen fördern

Dieses Vorgehen hat sich bei Almdudler und Tralalobe auch in der Pandemie bewährt: „Wir hatten schon viel vorher so aufgestellt, dass wir im Lockdown schnell reagieren konnten“, resümiert Klein. Die IT-Infrastruktur für virtuelle Zusammenarbeit existierte schon. Die Meetings ließen sich schnell zu reinen Online-Meetings umwandeln. Das Distance Learning für die betreuten Kinder und Jugendlichen hat der Verein ebenso rasch bewältigt. „Wir haben ein gutes Netzwerk und konnten schnell Computer für die Kinder von Spender:innen erhalten. Und da wir in unserer Digitalisierung schon so weit waren, konnten sich unsere Mitarbeiter:innen darauf konzentrieren, sich um die Kinder und Jugendlichen zu kümmern und sie in dieser Zeit zu begleiten“, sagt Klein.

Näher an den Menschen sein und sie individuell wahrnehmen – das gilt für Michaela Klein egal, an welchem Tisch sie Gastgeberin ist. Für die Gäste in ihren gastronomischen Betrieben, für die Mitarbeiter:innen, weil sie überzeugt ist, dass man ein anderes Gefühl für ein Unternehmen hat, wenn man die einzelnen Menschen im Ganzen wahrnimmt. „Ich habe auch zu jedem Einzelnen bei Almdudler einen Bezug, ich kenne ihre Geschichten und ihren Bezug zum Unternehmen. Sie gehören dazu – und ich bin überzeugt, dass auch sie sich als Teil der Familie im Unternehmen empfinden“, so Klein.

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