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Aufbruch in die Automobilindustrie der Zukunft

Aufbruch in die Automobilindustrie der Zukunft

Aufbruch in die Automobilindustrie der Zukunft: ✓ elektrisch ✓ digital ✓ hochautomatisiert ► Erfahren Sie hier mehr.

An der Börse, so sagt man, wird die Zukunft gehandelt. Die Zukunft der Automobilindustrie ist demnach elektrisch, digital und hochautomatisiert, schließlich ist Tesla, gemessen am Börsenwert, das wertvollste Unternehmen der Branche. De facto wird dabei ein Unternehmen hoch bepreist, welches seit seiner Gründung 2003 noch kein Geschäftsjahr mit Gewinn abgeschlossen hat. 2019 lag der Verlust noch bei 144,3 Millionen US-Dollar, während der Spitzenreiter dieser Statistik, Toyota, 22,7 Millionen US-Dollar auf der Habenseite verbuchen konnte. Doch wie lässt sich die Zuversicht der Börsianer in das Unternehmen aus dem Silicon Valley erklären?

Die Abhängigkeit von China

Jahrzehnte lang musste sich die Autoindustrie keine Sorgen um ihren Absatz machen. Selbst nach der Finanzkrise 2008 brach der weltweite Absatz kaum ein. Der Grund: Seit 2006 werden die meisten Autos weltweit im einstigen Fahrradland China verkauft. So wurden zwar in Europa und Amerika zusammen 2009 etwa 3,8 Millionen weniger PKW als im Jahr zuvor verkauft, doch China allein konnte etwa 3,5 Millionen Neufahrzeuge mehr verzeichnen. Seither werden in China mehr Fahrzeuge verkauft als in Amerika, seit 2013 mehr als in Europa. 2017 wurden weltweit über 70 Millionen Pkw verkauft – so viel wie noch nie zuvor – und mehr als ein Drittel davon allein in China. Dann kam der Handelskonflikt, die Zahlen in China brachen ein und damit auch der weltweite Absatz. Die Abhängigkeit von China wurde deutlich und nicht-chinesische Hersteller erhielten einen ersten Vorgeschmack auf 2025. Spätestens bis dann sollen nach den Plänen des Zentralkomitees 80 Prozent des lokalen, streng regulierten Marktes von einheimischen Herstellern abgedeckt werden.

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Die 4 Megatrends

Wollen Hersteller in einem kleiner werdenden Markt ihre Zukunftsfähigkeit sichern, ist es wichtiger als je zuvor die eigenen Produkte am Kunden auszurichten und passende neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Trendanalysen erlauben einen Blick in die Kristallkugel und helfen der Industrie sich auf Veränderungen vorzubereiten. 4 Megatrends werden demnach die Mobilität von Morgen verändern. Megatrends, die es zu erkennen und zu nutzen gilt, was schließlich auch den Börsenwert des kalifornischen Autobauers erklärt. 

Der Megatrend Nachhaltigkeit

„Tesla steht für eine Mission: Die Beschleunigung des Übergangs zu nachhaltiger Energie“ heißt es im offiziellen Internetauftritt der Marke und „das Tesla-Credo: Je schneller wir unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen überwinden und eine emissionsfreie Zukunft verwirklichen, desto besser.“

2015 beschloss man auf der UN-Klimakonferenz in Paris Anstrengungen zu unternehmen den menschengemachten globalen Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt auf höchstens 1,5 Grad anwachsen zu lassen. Auf diese Weise soll ein gefährlicher Klimawandel verhindert werden. Europas und Deutschland Beitrag zu diesem Ziel soll Klimaneutralität bis 2050 sein. Doch bis dahin könnte es zu spät sein, wie nicht zuletzt auch die zukünftige Konsumentengeneration der Friday-for-Future-Bewegung mahnt. Sicher ist, der Wandel zur Elektromobilität nicht nur auf Grund politischer Regelungen kompromisslos ist.

Megatrend Urbanisierung

Im Jahr der angedachten Klimaneutralität werden 70 bis 80 Prozent der Weltbevölkerung in sehr dichten Ballungsräumen leben. Schon jetzt, so verrät der TomTom Traffic Index, verbringen Autofahrer in einer Stadt wie Bengaluru mit mehr als 11 Millionen Einwohnern mehr als 10 zusätzliche Tage jährlich aufgrund des erhöhten Verkehrsaufkommens in der Rushhour ungewollt in ihren Vehikeln. 

Megatrend Individualisierung

Das Automobil, einst ein Symbol für Freiheit, wird so ins Gegenteil verkehrt. Um die mobile Selbstbestimmung zu bewahren, findet daher in den urbanen Regionen ein Umdenken statt. Freiheit und Mobilität gehen immer noch Hand in Hand, lösen sich aber vom Besitz. Statt ein Auto zu kaufen, nutzt man Mobilitätsdienstleistung, die höchste Flexibilität gewährleisten. Verschiedene Verkehrssysteme lassen sich dabei individuell den akuten Bedürfnissen anpassen, wobei insbesondere auch neue plattformbasierte Angebote wie Ridepooling und Carsharing eine zentrale Rolle spielen. Angebote, die ohne den vierten Megatrend nicht möglich wären. 

Megatrend Digitalisierung

Ridepooling und Carsharing ist nur eine Vorstufe von dem, was durch Digitalisierung zukünftig möglich sein wird. Das autonome Fahren nimmt immer mehr Gestalt an. Schon heute können bestimmte Fahrten, etwa auf der Autobahn, vollautomatisiert durchgeführt werden. In verkehrstechnisch komplizierteren Umgebungen, etwa im Stadtverkehr, soll der 5G-Standard künftig eine zentrale Rolle spielen. Das Fahrzeug wird dann zum Teil eines gigantischen Internets der Dinge und tauscht kontinuierlich mit anderen Fahrzeugen und Gegenständen in der Umgebung Daten aus. Ein intelligentes Verkehrsleitsystem kann dann in dann in den Städten die Steuerung aller autonomen Fahrzeuge übernehmen und diese hocheffizient zum jeweiligen Zielort führen. Die größte Herausforderung dabei ist der Mischverkehr, da sich das Verhalten von menschengesteuerten Fahrzeugen nicht zweifelsfrei voraussagen lässt. So scheint es plausibler, wenn zukünftig insbesondere in Gebieten mit extrem hoher Verkehrsdichte einzig autonome Fahrzeuge unterwegs sind.

Das Weltverkehrsforum der OECD untersuchte am Beispiel Lissabons die Potenziale der Automatisierung auf den Verkehr. Wichtigste Erkenntnis: Knapp 10 Prozent der heutigen Fahrzeugflotte genügen bei entsprechender Modernisierung öffentlicher Verkehrsangebote, um das heutige Mobilitätsniveau aufrecht zu erhalten. So entstünden neue Freiräume in der Stadt etwa für Radwege, große Grünflächen, Spielplätze oder zusätzliche Wohnimmobilien. 

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Raus aus der Komfortzone

Die elektrifizierte und hochautomatisierte Zukunft rollt unaufhaltsam auf die Branche und verändert den Wettbewerb grundlegend. Auch weil damit neue Player aus dem Silicon Valley und dem hoch subventioniertem China in den Markt drängen, die die disruptiven Technologien der Digitalisierung besser beherrschen. Mit ihrer Fail-Forward-Mentalität bringen sie zudem eine flexible, agile und risikoaffine Innovationskultur in die Branche. Etablierte Autobauer sind daher aufgefordert, ihre Komfortzone zu verlassen und mit großen Schritten die Digitalisierung voranzutreiben.

Handlungsempfehlungen

Konkret bedeutet das, dass der Umstieg auf die Elektromobilität kompromisslos vollzogen werden muss, selbst wenn damit unpopuläre Stellenstreichungen im eigenen Werk als auch bei den Zulieferern für Komponenten des Antriebstrangs verbunden sind. Der technologische Rückstand im Software-Bereich muss schnellstmöglich aufgeholt werden. Hierzu müssen Partnerschaften mit einstigen Konkurrenten und etablierten Technologiefirmen geschlossen werden. Fahrzeughersteller müssen zunehmend zu Mobilitätsanbietern werden. Neue Geschäftsmodelle wie Car-Sharing und Ridepooling gilt es zu etablieren, obwohl dies den eigenen Autohandel disruptiert. Händler selbst werden künftig vermehrt Auto-Abos anbieten, die einen flexiblen Fahrzeugwechsel ermöglichen. Von kurzfristigen Gewinnerwartungen sollte man bei der Etablierung neuer Geschäftsmodelle Abstand nehmen und stattdessen langen Atem beweisen. Tesla macht es vor und erzielte im ersten Quartal 2020 tatsächlich ein Gewinn. 

Dass die skizzierten Maßnahmen zu einem großen Teil schon zur Handlungspraxis der etablierten Hersteller und Zulieferer gehören, zeigt, dass die Industrie die Zeichen der Zeit erkannt hat und den Machtanspruch der neuen Konkurrenz nicht einfach so hinnimmt. Jetzt gilt es den eingeschlagenen Kurs fortzusetzen, um auch in der Autoindustrie der Zukunft ein wichtiger Player zu bleiben. 

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