Vom Fahrplan für Bus und Bahn über den Terminkalender bis hin zu persönlichen Zielen: Wir planen unseren Alltag akribisch durch. Warum also nicht auch eine Geschäftsidee ausgiebig planen und in allen Details festhalten? Ja, warum eigentlich nicht? Vorab: Es gibt nur sehr wenige Gründe, auf die Erstellung eines gut ausgearbeiteten Businessplans zu verzichten. Wer ein Unternehmen gründen möchte, kommt am Businessplan kaum vorbei.
Klar gibt es Menschen, die gänzlich ohne Plan durchs Leben stolpern und damit sogar Erfolg haben. Solch eine Einstellung mag spannend sein und etwas für sich haben, ist aber eher kontraproduktiv, wenn es um die erfolgreiche Existenzgründung geht. Denn nur, wer sein Geschäftsmodell sorgfältig durchdenkt, kann es anschließend auch zielgerichtet in die Tat umsetzen. Wir verraten Ihnen in diesem Artikel, für wen Sie Ihren Businessplan schreiben, was darin auf keinen Fall fehlen darf und welche Alternativen zum klassischen Businessplan es gibt.
Überzeugen Sie sich selbst
Ein Plan gibt Sicherheit und Struktur. Insbesondere für solch schwerwiegende Entscheidungen wie die Umsetzung einer Geschäftsidee und Gründung eines Unternehmens. Ganz gleich, ob Sie penibel und genau oder eher spontan und unbeschwert veranlagt sind, der Businessplan ist in erster Linie eine große Hilfe für den Gründer. Tun Sie sich also einen Gefallen und überzeugen Sie zunächst sich selbst von Ihrer Unternehmensgründung.
Sehen Sie Ihren Businessplan als Checkliste sowie als Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsprüfung an. Sie haben schon alles für Ihre Unternehmensgründung genau im Kopf? Gut, dann schreiben Sie es im Businessplan nieder. So gehen Sie sicher, nichts vergessen zu haben und machen mögliche Lücken ausfindig. Sie haben eine grobe Idee, aber an der Umsetzung hapert es noch? Auch dann sollten Sie anfangen, die bereits bestehenden Gedanken festzuhalten, um die noch vorhandenen Lücken nach und nach zu schließen.
Ganz wichtig: Erstellen Sie Ihren detaillierten Businessplan bevor Sie die ersten Schritte zur Umsetzung gehen und möglicherweise Investitionen tätigen, die ins Leere laufen könnten.
Andere für die eigene Idee begeistern
Sie müssen Niemandem etwas beweisen, oder doch? In der Tat müssen Sie das. Zumindest dann, wenn Sie auf finanzielle Hilfe zur Existenzgründung angewiesen sind. Kreditgeber, Investoren und Geschäftspartner sind in der Regel nur dann bereit, Sie zu unterstützen, wenn Sie einen überzeugenden Businessplan vorzuweisen haben.
Übrigens: Sofern Sie aus der Arbeitslosigkeit heraus in die Selbstständigkeit starten, können Sie bei der Agentur für Arbeit den sogenannten Gründungszuschuss beantragen. Auch hierfür gilt: Die Vorlage des ausgearbeiteten Businessplans ist Pflicht.
Und noch Jemandem können Sie etwas beweisen: Ihrem zukünftigen Ich. Es bietet sich an, auch nach drei, vier oder fünf Jahren nach Gründung nochmals den Businessplan aus der Schublade zu ziehen und für sich selbst zu kontrollieren, ob bisher alles so lief, wie es einst geplant wurde.
Inhalte und Aufbau: Ihr Businessplan in 10 Schritten
Aus dem vorherigen Absatz geht es schon hervor: Ein Businessplan sollte nicht nur den eigentlichen Start in die Selbstständigkeit behandeln, sondern auch auf die Beständigkeit Ihres Unternehmens abzielen. Dies gilt besonders in finanzieller Hinsicht, darum sollte dem Businessplan eine Rentabilitäts- und Liquiditätsplanung für mindestens drei Jahre angehängt sein.
Welche weiteren Inhalte und Anlagen den Aufbau des Businessplans ausmachen und wie Sie diese optimal strukturieren, erfahren Sie im Folgenden:
1) Executive Summary
Direkt zu Beginn Ihres Businessplans geben Sie eine zusammenfassende Übersicht über die wichtigsten Aspekte Ihres Vorhabens. Diese sollte mögliche Investoren, Kreditgeber und Geschäftspartner in Kurzform informieren und überzeugen. Sehen Sie die Executive Summary als eine Art Teaser, mit dem Sie den Leser zum Weiterlesen animieren. Auch wenn sie am Anfang Ihres Businessplans zu finden ist: Die Executive Summary sollte erst zum Schluss geschrieben werden, nachdem Sie die Punkte 2 bis 10 abgearbeitet haben.
2) Geschäftsidee
Die ausführliche Beschreibung Ihrer Geschäftsidee sollte ebenso überzeugend wie die Executive Summary sein und dabei alle Details Ihres geplanten Unternehmens sowie Ihrer Produkte und Dienstleistungen abbilden. Beschreiben Sie beispielsweise, wie Sie mit Ihrem Unternehmen die Probleme der Zielgruppe lösen und ggf. auch, was genau den Bedarf für Ihre Produkte oder Dienstleistungen hervorruft.
3) Zielgruppe, Markt und Wettbewerb
Hier ist Recherche gefragt: Informieren Sie sich ausgiebig, prüfen Sie Zahlen, Daten und Fakten auf ihre Richtigkeit. Machen Sie sich schlau, wer in Ihrer Branche und Region ernsthafte Konkurrenz darstellt. Die Analyse von Markt und Wettbewerb sollte bohrenden Nachfragen in einem späteren Elevator Pitch standhalten.
4) Ziele und Strategie
Kennen Sie Ihre potenziellen Kunden, das Marktumfeld und Ihre Wettbewerber, gilt es, eine Strategie zu entwickeln, um sich am Markt zu behaupten. Die Strategie baut auf Ihren Unternehmenszielen auf. Ein altes, aber immer noch relevantes Modell hierfür bietet beispielsweise die SWOT-Analyse, in der Sie sowohl die Stärken und Schwächen Ihres Unternehmens als auch die Chancen und Risiken am Markt gegenüberstellen.
5) USP
Steht für Unique Selling Proposition und bezeichnet das Alleinstellungsmerkmal Ihres Unternehmens oder Produkts. Dieser Punkt ist im Businessplan nicht zwingend erforderlich, da auch nicht in jedem Fall ein USP vorhanden ist. Haben Sie einen, sollten Sie ihn aber definitiv hervorheben.
6) Positionierung
Machen Sie sich klar, wie Ihr Unternehmen am Markt positioniert sein soll. Möchten Sie gegenüber der Konkurrenz eher als preis-, leistungs- oder serviceorientiert auftreten? Ein Leitsatz in Form eines Slogans oder Claims kann helfen, Ihre Positionierung zu stützen. Ist ein Alleinstellungsmerkmal vorhanden, sollten Sie es unbedingt nennen.
7) Marketing
Die Kommunikation Ihrer Positionierung: Versuchen Sie, möglichst einheitlich zu bleiben und Ihre Marketingmaßnahmen auf einen Kerngedanken zu stützen, um den Wiedererkennungswert zu gewährleisten. Der Aufbau einer Corporate Identity hilft, Ihrem Unternehmen ein Gesicht zu geben und Charakter zu verleihen.
8) Recht und Steuern
Bürokratie darf nicht fehlen: Rechtsform, Unternehmensname, steuerliche Aspekte und ggf. Schutzrechte sind hier zu berücksichtigen.
9) Organisation
Führen Sie Ihre Firma als Einzelunternehmer, sind Sie Freiberufler oder starten Sie mit einem kleinen Team? Management- und Personalfragen werden hier beantwortet.
10) Finanzen
Ihr Finanzplan sollte mindestens auf drei Jahre ausgelegt sein. Mögliche Themen sind unter anderem: Start- und Wachstumskapital, Aufstellung der Privatausgaben, Liquiditätspläne sowie Umsatz- und Rentabilitätsrechnungen. Solche Aufstellungen werden dem Businessplan in der Regel als Anlage beigefügt.
Weitere mögliche Anlagen (ähnlich einer Bewerbung) können sein:
- Lebenslauf mit persönlichen Kompetenzen
- Zeugnisse & Nachweise über Qualifikationen
- Referenzen & Portfolio mit Arbeitsproben
Allgemeine Hinweise und mögliche Alternativen
Das oben aufgeführte, klassische Modell des Businessplans ist ein recht starres Konstrukt, an dem es strukturell wenig zu rütteln gibt. Trotzdem können Sie Ihrer Ausarbeitung des Businessplans eine individuelle und persönliche Note verleihen. Dies gelingt Ihnen beispielsweise durch einen interessanten Schreibstil (Rechtschreibung und Grammatik sollten selbstredend fehlerfrei sein) sowie die optische und haptische Gestaltung. Investieren Sie in ein ansprechendes Erscheinungsbild und hochwertige Druck- sowie Papierqualität.
Weiterhin sind eine klare Gliederung (Inhaltsverzeichnis nicht vergessen) und ein professioneller, jedoch nicht zu komplizierter Sprachgebrauch äußerst ratsam. Gehaltvolle Zahlen, Daten und Fakten sowie eine realistische, nicht zu naive oder leidenschaftliche Sichtweise auf Ihr Unternehmen stützen die Überzeugungskraft Ihres Businessplans.
Wie bereits angesprochen, ist der klassische Businessplan nur in bedingtem Maße variabel. Darum empfehlen viele Experten neue, flexiblere Modelle wie den Business Model Canvas oder Lean Canvas, auf die insbesondere innovative Startups immer häufiger zurückgreifen.
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