Bereits vor der COVID-19 Pandemie und dem rasanten Anstieg der Digitalisierung wurde dem E-Food Sektor ein jährliches Wachstum von mindestens 10 Prozent prognostiziert. 2020 stiegen die Umsätze letztendlich um mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das klingt nach einem rasant Wandel, jedoch erlöst der Lebensmitteleinzelhandel als eine der letzten Branchen einen deutlichen Großteil seiner Gewinne aus dem Verkauf in der Filiale. Aber wie die Prognosen und Trends zeigen, wird dieser Status nicht ewig andauern. Denn: Auch der Lebensmittelhandel passt sich dem digitalen Wandel und den damit verbundenen veränderten Kundenerwartungen an und verschiebt sich in Richtung E-Commerce. Der Trend heißt E-Food.
In diesem Artikel blicken wir auf die Entwicklung des E-Foods zurück, nennen die Gründe für den Erfolg und zeigen Herausforderungen der Branche auf.
E-Food auf dem Siegeszug
Mit der Corona Pandemie 2020 erlebt der E-Commerce einen enormen Aufschwung. Vor allem E-Food kann das Interesse auf sich ziehen und den Umsatz steigern. Lebensmittel online einkaufen wird für viele Leute immer attraktiver. Doch auch vor 2020 war das Wachstumspotenzial bereits zu erkennen. Wir blicken zurück:
E-Food vor der COVID-19 Krise
Laut eines Artikels von e tailment lag der Anteil der Online-Geschäfte im Lebensmittelhandel in Deutschland 2018 noch bei rund 1 Prozent. Damit war Deutschland im internationalen Vergleich schwach aufgestellt. So lag beispielsweise in China der Anteil von E-Food am Gesamtmarkt für Lebensmittel im gleichen Zeitraum bei 3,8 Prozent. In Frankreich lagen die Anteile von E-Food am Gesamtmarkt 2018 schon bei 6 Prozent und in Großbritannien sogar bei 7 Prozent. 2019 gab es dann ein starkes Wachstum im Online-Lebensmittelhandel. In dem Jahr wurden 17,3 Prozent mehr umgesetzt als im Vorjahr. Dieses Wachstum des E-Commerce im Lebensmitteleinzelhandel wird 2020 vor allem durch die zunehmende Digitalisierung von Unternehmen, angetrieben durch die COVID-19 Pandemie, verstärkt. In unserem Blogartikel zu E-Commerce im Lebensmittelhandel erfahren Sie noch mehr über die Rolle des Lebensmittelhandel im E-Commerce.
Aufschwung des Online-Lebensmittelhandels durch die COVID-19 Pandemie
Die Corona-Pandemie hat 2020 zu einem regelrechten Boom im Online-Sektor geführt. Der Lebensmittelhandel ist dabei keine Ausnahme. 2020 haben viele Verbraucher auf Grund von gesundheitlichen Bedenken weniger in klassischen Geschäften eingekauft – mit starken Auswirkungen. Die Beliebtheit des Online-Lebensmittelshoppings stieg enorm an. Sogar im vom Lockdown weniger betroffenen dritten Quartal stiegen die E-Food-Umsätze nach einer Verbraucherstudie des Bundesverbandes E-Commerce um mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Dadurch konnte der gesamte Umsatz des Lebensmittelhandels von den Online-Anteilen stark profitieren. E-Food ist also einer der Sektoren, die durch die Pandemie deutlich an Bedeutung gewonnen hat. Das zeigt auch der „European Grocery Report”. Anhand dieser Studie wird am Beispiel der Tiefkühlkost aufgezeigt, welche Auswirkungen die Umstellung auf den E-Commerce europaweit hat.
Quelle: „European Grocery Report”
Ob sich E-Food nach Ende der Pandemie auch weiterhin so stark präsentiert, bleibt abzuwarten. Zwar gibt es sicherlich berechtigte Zweifel, dennoch haben wir gesehen, dass es auch schon vor der COVID-19 Pandemie Prognosen gab, die dem E-Food Sektor ein jährliches Wachstum von mindestens 10 Prozent errechnet haben. Mit dem Boom 2020 sind zusätzlich viele Verbraucher auf den Geschmack gekommen – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch warum ist E-Food so beliebt? Und wie kann die Lebensmittelbranche profitieren?
Erfahren Sie im „European Grocery Report” mehr über alle aktuellen Entwicklungen, Trends und nachhaltige Veränderungen im Lebensmittelhandel durch die Corona-Pandemie. Jetzt downloaden!
Gründe für die steigende Popularität von E-Food
Es gibt verschiedene Gründe für den starken Anstieg des Online-Lebensmittelhandels vor, aber auch während der Pandemie. Die wichtigsten Gründe für den Erfolg des E-Foods haben wir Ihnen im Folgenden aufgelistet.
1. Zunehmende Zahl internetaffiner Verbraucher
Der Anteil von jungen Verbrauchern, insbesondere der Generation „Digital Natives“, steigt. Diese sind naturgemäß deutlich aufgeschlossener gegenüber dem Bestellen von Waren über das Internet als ältere Verbraucher. Mehr als die Hälfte der Menschen unter 40 Jahre haben laut Umfrage schon einmal einen E-Food-Service genutzt oder planen, künftig Lebensmittel online zu bestellen. Ein Faktor für den Erfolg des E-Foods ist also, dass die jüngere, technikaffine Generation langsam aber sicher gegenüber der älteren Generation an Bedeutung gewinnt.
Zusätzlich gibt es aber auch immer mehr ältere Menschen, die digitale Technologie nutzen und damit auch empfänglicher für digitale Angebote werden. So ergab eine Befragung in 2020, dass 29 Prozent der Altersgruppe 65+ ihre Lebensmittel und Getränke in den vergangenen vier Wochen online eingekauft haben. Der Anteil der 30- bis 49-Jährigen lag bei nur etwa 19 Prozent (Statista). Vor allem durch die COVID-19 Krise greifen nun auch ältere Generationen auf den Online-Lebensmittelhandel zurück, um sich gesundheitlich besser zu schützen.
2. Höhere Sicherheit
Durch die Pandemie ist der Faktor der Sicherheit für sich selbst oder nahestehende Angehörige immer mehr in Fokus gerückt und zu einem überzeugendem Argument dafür geworden, den Wocheneinkauf online zu erledigen. Zwar gibt es Hygienekonzepte für den stationären Handel, wie Desinfektionsspender und die Abstands- wie Maskenregelungen, jedoch kommt man zwingend mit mehr Menschen in Kontakt als bei einer Online-Bestellung. Auch der Weg zum und vom Geschäft ist meistens mit weiteren Kontakten verbunden. Bei der Bestellung vor die Wohnungstür ist die Kontaktanzahl und damit das Ansteckungsrisiko deutlich reduziert.
Es gibt allerdings auch Konsumenten und Verbrauchergruppen, die sich diese Sicherheit nicht nur in Zeiten von Gesundheitskrisen wünschen. Dazu gehören besonders anfällige Menschen wie Immungeschwächte, chronisch Kranke oder ältere Menschen. Durch den Online-Lebensmittelhandel gibt es so eine dauerhafte Lösung, Kontakte zu reduzieren.
3. Mehr Komfort und Zeitersparnis
Einer der wichtigsten Argumente für den Online-Einkauf ist die Bequemlichkeit. Wer geht schon gerne nach einem erschöpfenden Tag bei Wind und Wetter aus dem Haus, weil der Magen knurrt oder der Kühlschrank leer ist? In einer solchen Situation sind Lieferservices beliebt, meist für Fast-Food oder Speisen direkt aus dem Restaurant. Die Bestellung aus dem Lebensmitteleinzelhandel ist allerdings eine ebenso legitime wie immer beliebtere Alternative.
Dabei lassen sich individuelle Einkäufe bequem planen oder wiederkehrende Bestellungen wie der Familienwocheneinkauf regelmäßig terminieren – und die schweren Tüten oder Kisten muss man auch nicht mehr selbst in die Wohnung schleppen. Nicht zu verachten ist zudem die teilweise erhebliche Zeitersparnis, die der Online-Kauf mit sich bringt. Vom Alltag gestresste Berufstätige und Menschen, die unter Doppelbelastung, wie zusätzliche Kinderbetreuung oder Angehörigenpflege leiden, profitieren am meisten von diesem Aspekt. Zudem bringt die Lieferung der Lebensmittel nach Hause ein höheres Maß an Flexibilität mit sich. Der Einkauf kann besser in den Alltag integriert werden: Wer normalerweise vor Ort einkauft, aber nun kurzfristig Besuch erwartet oder einem beruflichen Termin nach gehen muss, kann in deutlich kürzerer Zeit bestellen und spart sich den Gang zum nächsten Supermarkt.
4. Daten und Service als Mehrwert für Verbraucher und Unternehmen
Auch die Möglichkeit eines verbesserten Service ist ein großes Plus für Kunden. Durch den Online-Handel ist eine kanalübergreifende Sicht auf den Kunden möglich und das Unternehmen kann Kundendaten sammeln, die maßgeschneiderte Kaufprozesse und clevere Kaufempfehlungen auf KI-Basis ermöglichen. So wird dem Kunden ein außerordentlicher Service und eine einfache Bedienung geboten. KI-Kaufprozesse helfen dem Kunden außerdem schneller das passende Produkt zu finden, ohne im Supermarkt durch mehrere verschiedene Gänge zu irren – einfach bequem von der Couch aus. Stellen Sie Ihre Kunden in den Mittelpunkt, erkennen Sie seine Bedürfnisse und orientieren Sie sich bei den Optimierungen und dem Service an den Wünschen der Kunden.
5. Größere Auswahl
Aus Platzgründen ist vor allem bei kleineren Händlern und in vielen kleineren Discountern nur eine eingeschränkte Auswahl möglich. Wer ein bestimmtes Produkt sucht, kann schon einmal das Nachsehen haben, entweder weil dieser Markt es nicht anbietet oder weil die Vorräte des Marktes bereits aufgebraucht sind. Dieses Problem hat der E-Food Handel nicht, bzw. in einer deutlich reduzierten Form. Wer nach spezieller Ware sucht, ist im Netz deutlich besser aufgehoben als vor einem Supermarktregal.
Herausforderungen des E-Foods
Mit den Vorteilen des E-Foods ergeben sich allerdings auch einige Herausforderungen. Darunter fallen folgende Aspekte:
- hohe Lieferkosten
- Gewährleistung der Frische von Lebensmittel
- Umweltaspekt und Nachhaltigkeit
Hohe Lieferkosten
Für den durchschnittlichen Verbraucher sind Lieferkosten sicherlich ein Minuspunkt. Besonders dann, wenn die Lieferkosten im Vergleich zum Wert der Waren relativ hoch sind, wird der Online-Einkauf oft als nicht lohnenswert empfunden. Diese Kosten können jedoch gesenkt werden, wenn die Anzahl der Online-Lebensmittel-Käufer steigt. Dank gleichzeitiger Lieferung an mehrere Kunden profitiert das Unternehmen nämlich von Synergieeffekten. Es entstehen geringere Kosten pro Lieferung und die Lieferkosten können auch für die Kunden gesenkt werden.
Versuchen Sie bis zu einem allgemeinen Anstieg der Bestellungen im E-Food-Sektor, Ihren Fokus darauf zu legen, Ihre Kunden mit besonderen Services und Angeboten zu überzeugen. Unterstützen Sie Ihre Kunden beispielsweise damit, dass Sie häufig gekaufte Artikel direkt zur Auswahl bereitstellen oder Sie Kochpakete mit allen notwendigen Zutaten für Sie zusammenstellen.
Gewährleistung der Frische von Lebensmittel
Neben den Kosten gibt es weiterhin das Problem, dass der Kunde die Waren vor dem Einkauf nicht selbst prüfen kann. Das ist bei den meisten Lebensmitteln kein Problem, fällt aber besonders bei frischem Obst und Gemüse ins Gewicht. So sind viele der angeboten Früchte unter Umständen noch nicht reif genug oder bereits zu reif für eine Verarbeitung. Aus diesem Grund stehen viele Verbraucher der Online-Bestellung dieser Lebensmittel kritisch gegenüber. Durch ausgeklügelte Kühlungs- und Verpackungssysteme für die Lieferung wird das Risiko verringert. Im Einzelfall kann auch die Unterscheidung in “sofort essreif” oder “noch einige Tage lagern” bei der Artikelbeschreibung den richtigen Reifegrad der Früchte steuern helfen.
Umweltaspekt und Nachhaltigkeit
Immer mehr Konsumenten legen beim Einkauf Wert auf die Umwelt und auf Nachhaltigkeit. Aus umwelttechnischer Sicht ist das zusätzliche verwendete Verpackungsmaterial bedenklich, auch wenn dies in näherer Zukunft durch biologisch abbaubare Folien unter Kontrolle gebracht werden könnte. Finden Sie bis dahin einen Ausgleich dazu, indem Sie besonders nachhaltige Produkte anbieten und auf regional erzeugte Produkte setzen.
Gerade für Stammkunden bieten sich auch Mehrwegverpackungen an, die bei der nächsten Lieferung wieder mitgenommen werden können. Den initialen Kosten dafür steht eine höhere Kundenbindung gegenüber, denn wer Mehrwegsysteme nutzt, hat die nächste Bestellung schon im Hinterkopf.
Langfristig stehen die Ampeln für E-Food auf grün
Auch wenn sich der E-Food-Markt bis zur Corona-Krise eher schleppend entwickelt hat, ist nach dem sprunghaften Anstieg im Jahr 2020 ein kontinuierliches Wachstum von Online-Bestellungen bei Lebensmitteln zu erwarten. Aktuell konzentrieren sich die Lieferangebote in Deutschland vermehrt auf die städtischen Ballungsgebiete, auf dem Land ist die Deckung noch eher gering. Doch: Je mehr Menschen ihren Lebensmitteleinkauf im Internet abwickeln, desto schneller werden sich E-Food-Angebote ausbreiten und eine gleichzeitige Lieferung an mehrere Kunden ermöglichen. So profitiert das Unternehmen durch Synergieeffekte und geringere Kosten pro Lieferung. Dies macht die Lieferung günstiger, wenn die Unternehmen die Profite an die Kunden weitergeben, macht aber auf der anderen Seite die Lieferung in weniger stark besiedelten Gebieten für das Unternehmen profitabler.
E-Food wird den traditionellen Lebensmitteleinzelhandel jedoch nicht komplett verdrängen. Viel eher wird sich ein Gleichgewicht zwischen den beiden Formen einstellen, bei dem sich beide Seiten gegenseitig ergänzen können. Fest steht allerdings: E-Food wird verglichen mit dem heutigen Stand ein deutlich größeren Marktanteil entwickeln.