Gründe für eine Unternehmensgründung gibt es viele. Und je nach persönlicher Einstellung und individueller Lebenssituation sicherlich mindestens genauso viele, die dagegen sprechen könnten. Hören Sie sich bei Gründern und Selbstständigen um, werden Sie gleichermaßen positive sowie negative Eindrücke sammeln. Wem sollen Sie da mehr Glauben schenken? Eine möglichst neutrale und realistische Einschätzung der Vor- und Nachteile vermittelt dieser Artikel. Ein eigenes Unternehmen zu gründen, sollte wohlüberlegt sein – wir geben Entscheidungshilfe und wertvolle Tipps für die Startphase.
Sie spielen mit dem Gedanken, sich selbstständig zu machen und ein eigenes Unternehmen zu gründen? Damit gehen Sie einen großen Schritt in Richtung Freiheit, Selbstbestimmung, Flexibilität und Erfolg. Insbesondere letzteres ist dabei aber stark von Ihrer Motivation abhängig, die sich nicht in erster Linie darauf konzentrieren sollte, möglichst viel Geld zu verdienen. Vielmehr sollten Sie sich damit Ihren Traum verwirklichen und Ihrer Leidenschaft folgen. Und dabei den Kopf nicht in den Wolken tragen, denn es gilt viele Aspekte differenziert zu betrachten, wenn Sie erfolgreich gründen möchten.
Vorab: Zahlen, Daten, Fakten
Auch, wenn durch die zunehmende Berichterstattung über Startups der Eindruck entsteht, dass diese Form der Gründung von jungen, innovativen Unternehmen geradezu floriert, ist dem faktisch nicht so. Im Gegenteil: Das allgemeine Gründungsgeschehen in Deutschland ist in den vergangenen 15 Jahren laut Deutschem Startup Monitor stark zurückgegangen.
Aber wie unterscheiden sich eigentlich Startups per Definition von klassischen Existenzgründungen? An dieser Frage scheiden sich die Geister: Häufig werden Startups auf digitale Geschäftsmodelle beschränkt, jedoch dehnte sich der Begriff über die vergangenen Jahre etwas aus und umfasst laut dem Bundesverband Deutsche Startups e.V. die Gruppe der jungen, innovativen Wachstumsunternehmen, die im Kontrast zu bereits etablierten Geschäftsideen und -modellen stehen.
Ein Unternehmen zu führen und für sich selbst zu arbeiten ist mit 50 Prozent die Hauptmotivation für die Deutschen, Unternehmer zu werden. Die größte Herausforderung der Unternehmensgründung sehen 52 Prozent der Startups in der Umsatzgenerierung. Diese und weitere wichtige Erkenntnisse zur KMU-Landschaft in Deutschland liefert eine Studie von Jigsaw Research im Auftrag von Salesforce.
Die häufigsten Gründe für eine Unternehmensgründung
Den Traum von der Selbstständigkeit träumen viele Angestellte. Und doch trauen sich verhältnismäßig wenige Menschen, ihn in die Tat umzusetzen. Dabei gibt es doch reichlich Anreize „sein eigener Chef zu sein“. Einige der häufigsten Gründe haben wir hier für Sie zusammengestellt:
- Unabhängigkeit: Es gibt Niemanden, der Ihnen vorschreibt, was zu tun ist. Keine vorgeschriebenen Zeiten und Strukturen, an die Sie gebunden sind. Sie sind für sich selbst verantwortlich und entscheiden, was gut für Sie ist.
- Selbstverwirklichung: Theoretisch können Sie tun und lassen, was Sie wollen. Zumindest scheitern Ihre Ideen und Visionen nicht schon intern an einem Vorgesetzten oder Abteilungsleiter. Allein der Markt und die Kunden bestimmen, ob Ihre Idee erfolgreich wird.
- Zufriedenheit: Leben um zu arbeiten oder arbeiten um zu leben? Beruf oder Berufung? Ein Job als Angestellter ist häufig nicht mit Leidenschaft verbunden, sondern dient einzig dem Zweck, seinen Lebensunterhalt zu sichern. Verwirklichen Sie Ihre eigenen Vorstellungen, so ist die Motivation zu arbeiten um ein Vielfaches höher.
- Flexibilität: Beruf, Freizeit und Familie besser zusammenbringen: Als Selbstständiger sind allein Sie für Ihre Zeiteinteilung verantwortlich. Vielleicht liegt es Ihnen nicht, jeden Tag von 9 bis 17 Uhr am Schreibtisch zu sitzen, dafür haben Sie aber kein Problem damit, auch mal bis in die Nacht hinein zu arbeiten. Sofern Sie über die nötige Disziplin verfügen, ist die freie Zeiteinteilung ein echter Mehrwert der Selbstständigkeit.
- Weiterentwicklung: Angestellte werden nicht selten in ihren Fähigkeiten und Entwicklungschancen ausgebremst. Sei es durch Vorgesetzte, die Unternehmenspolitik oder die Kunden. Wer ein eigenes Unternehmen gründet, sieht sich plötzlich mit ganz anderen Herausforderungen konfrontiert und wächst automatisch mit ihnen. Mit der Zeit bilden Sie sich nicht nur fachlich weiter, sondern lernen auch fürs Leben.
- Charakterstärke: Wer beruflich für sich selbst verantwortlich ist, kann auch privat davon profitieren. Sie lernen, mit Misserfolgen besser umzugehen und diese schneller zu verarbeiten. Sie bleiben auf dem Laufenden und erweitern nicht nur Ihr Fach-, sondern auch Ihr Allgemeinwissen. Es wird Ihnen leichter fallen, Entscheidungen zu treffen.
Erfolgreich gründen heißt auch: ehrlich zu sich selbst sein
Zugegeben: Die oben aufgeführten Gründe klingen verlockend und wecken vielleicht in Manchem den Wunsch, Unternehmer werden zu wollen. Doch mit einer einseitigen Sichtweise ist Niemandem geholfen und so müssen neben Chancen und Vorteilen auch die Risiken und Herausforderungen bedacht werden.
Zunächst der finanzielle Aspekt: Sie müssen ganz einfach damit klarkommen, dass kein festes Einkommen zum Anfang eines jeden Monats auf Ihr Konto eingeht. Es wird, besonders in der Anfangszeit, immer wieder Phasen geben, in denen es besonders gut und auch denkbar mau in Ihrer Geldbörse aussieht. Nutzen Sie die Zeiträume, in denen es gut läuft, um sich einen Rückhalt für schlechte Zeiten aufzubauen. Das erfordert ein wenig Disziplin, ist aber eine wertvolle Erkenntnis, die ein frühzeitiges Scheitern Ihres Unternehmens verhindern kann. Apropos Disziplin: Diese sollte zweifellos in hohem Maße vorhanden sein. Zu verlockend ist die Freiheit, sich mal eben einen Tag oder eine Woche eine Auszeit zu gönnen oder finanziell etwas zu überstürzen.
Überstürzen werden einige Ihrer Kunden übrigens nichts, wenn es um das Bezahlen von Rechnungen geht. Auch darauf müssen Sie sich einstellen: Die Zahlungsmoral lässt hin und wieder zu wünschen übrig. Besonders Selbstständige in kreativer oder beratender Tätigkeit berichten immer wieder, dass sie teilweise mehrere Monate auf Zahlungseingänge warten müssen. Natürlich geht es auch anders und diese Aussagen sind keineswegs pauschal zu betrachten.
Generell sollten Sie für das Vorhaben, ein eigenes Unternehmen zu gründen, ein strukturierter Realist sein. Strukturiert, um stets den Überblick zu behalten und sich schlichtweg nicht zu verzetteln. Realist im Sinne von: Nicht zu pessimistisch und nicht zu optimistisch. Sie tun sich weder einen Gefallen, wenn Sie an Ihrem Vorhaben zweifeln und alles schwarzsehen, noch, wenn Sie eine rosarote Brille aufhaben und davon ausgehen, dass sich schon alles von selbst erledigt.
Ab in die Selbstständigkeit: Die Startphase
Bevor Sie Ihrer Leidenschaft nachgehen, sollten Sie ein solides Fundament dafür errichten. Das bedeutet auch, dass Sie sich mit Behörden, Ämtern, Gesetzen und Finanzen auseinandersetzen müssen. Das klingt nach großen Herausforderungen, ist aber eine Rolle, in die Sie schnell hineinwachsen werden. Vieles können Sie mit ein wenig Erfahrung und Recherche selbst stemmen. Für alles, was darüber hinausgeht, suchen Sie sich professionelle Hilfe – beispielsweise den Steuerberater Ihres Vertrauens oder gegebenenfalls einen Mentor. Folgende Dinge sollten Sie in der Startphase bedenken:
Erst denken, dann handeln
Idealerweise haben Sie eine Idee für eine Dienstleistung oder ein Produkt noch bevor Sie überhaupt daran denken, diese eines Tages durch die Gründung eines Unternehmens in die Tat umzusetzen. Geschäftsideen müssen reifen und brauchen Zeit. Sie sollten ein Unternehmen nicht nur um der Selbstständigkeit willen gründen. Überstürzen Sie nichts und nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um eine taugliche Geschäftsidee zu finden und zu entwickeln.
Businessplan
Er ist für alle angehenden Unternehmer ratsam, um erfolgreich zu gründen. Hier halten Sie alles fest und planen Ihr Unternehmen akribisch durch. Ein ordentlicher Businessplan ist sowohl für Sie selbst, als auch für Investoren sowie Behörden und Ämter wichtig.
Neben- oder Vollerwerb
Wenn Sie die Möglichkeit haben, sollten Sie Ihr Unternehmen zunächst als Nebenerwerb laufen lassen. Das gibt Ihnen eine gewisse Sicherheit und bietet sich als Testphase an. Erfordert Ihr geplantes Unternehmen jedoch einen sehr hohen Aufwand und sind Sie sich Ihrer Idee sicher, dann ist die hauptberufliche Selbstständigkeit der bessere Weg. Ob Voll- oder Nebenerwerb – für die weiteren Schritte der Existenzgründung ergibt sich kaum ein Unterschied. Jedoch gibt es bei der nebenberuflichen Tätigkeit noch einige spezielle Aspekte zu beachten.
Genehmigungen
Je nach Branche und Art Ihres Unternehmens sind unterschiedliche Genehmigungen, Nachweise und Zeugnisse erforderlich. Informieren Sie sich ausreichend, welche spezifischen Anforderungen sich durch Ihre Unternehmensgründung ergeben und suchen Sie die entsprechenden Ämter und Behörden auf.
Versicherungen
Eine Krankenversicherung ist Pflicht. In den ersten drei Monaten nach Gründung können Sie sich entscheiden, ob Sie eine private oder eine gesetzliche Krankenversicherung wählen. Auch mit der Altersvorsorge sollten Sie sich beschäftigen. Tipp: In künstlerischen und publizistischen Tätigkeiten können Sie sich bei der Künstlersozialkasse bewerben. Sie deckt Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung ab und übernimmt die Hälfte Ihrer Beiträge. Zudem sollten Sie prüfen, ob betriebliche Versicherungen (beispielsweise Rechtsschutz) für Ihren individuellen Fall sinnvoll sind.
Name, Marke und Domain
Ein kompliziertes Thema sind Schutzrechte. Informieren Sie sich ausgiebig, ob Ihr Firmen- und Produktname bereits besetzt ist. Wenn Sie geeignete, noch nicht besetzte Namen gefunden haben, lassen Sie diese nach Möglichkeit schützen. Die entsprechenden Domains sollten Sie sich dann auch sichern.
Anmeldung
Auch die Anmeldung Ihres Unternehmens ist erforderlich, und zwar ganz unabhängig von der Unternehmensform. Meldepflichten bestehen je nach Unternehmensform unter anderem beim Finanzamt, bei der IHK, beim Gewerbeamt oder beim Handelsregister.
Finanzen
Das nötige Kapital für Ihre Firmengründung sollte vorhanden sein. Bankkredite sind hier nicht die einzige Option. Mögliche Alternativen: Förderungen und Zuschüsse, oder auch Crowdfunding. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Eröffnung eines Firmenkontos. Für Freiberufler und Einzelunternehmer reicht ein einfaches Girokonto in der Regel aus, dieses ist oft wesentlich kostengünstiger als ein Geschäftskonto. Zudem kommen Sie um die Steuern nicht herum. Wenn Sie nicht selbst über ausgiebige Expertise in Steuerfragen verfügen, sollten Sie sich in jedem Fall einen kompetenten Steuerberater suchen.
Nach der Bürokratie geht’s ans Kerngeschäft
Das sind erst einmal viele bürokratische Aufgaben, die es zu meistern gilt. Doch der Aufwand lohnt sich und mit der nötigen Motivation für das, was danach kommt, sind auch diese Herausforderungen schnell bewältigt. Aber was kommt danach?
Gestalten Sie Ihr Unternehmen und geben Sie ihm ein Gesicht: Der Aufbau einer Corporate Identity mit der entsprechenden optischen Gestaltung von Logo, Visitenkarten, Geschäftsunterlagen, der Webseite, Fahrzeugbeschriftungen etc. sollte Ihnen Freude bereiten.
Akquirieren Sie Ihre ersten Kunden: Das ist nicht leicht, wenn Sie noch keine Referenzen vorzuweisen haben. Sprechen Sie deshalb gezielt Personen aus Ihrem persönlichen Netzwerk an und investieren Sie anfangs verstärkt in Marketing und Werbung. Insbesondere Inbound Marketing führt dazu, dass Sie von Ihren Wunschkunden gefunden werden und diese sich ganz von selbst bei Ihnen melden. Der anfänglich hohe Akquiseaufwand wird mit der Zeit zurückgehen, denn zufriedene Kunden werden wiederkommen und Sie weiterempfehlen.
Haben Sie all diese Herausforderungen gemeistert, können Sie sich voll und ganz Ihrem eigenen Unternehmen widmen. Wie eine CRM-Lösung beim Wachstum helfen kann, verrät Ihnen unser kostenloser CRM-Leitfaden für Existenzgründer.