Eine Embedded Insurance bringt eine Reihe an Vorzügen für Kund:innen, Partnerunternehmen und Versicherungen mit sich. Doch wo Licht ist, da gibt es auch Schatten: Wir erklären Ihnen in diesem Beitrag, wo die Vor- und Nachteile für alle Beteiligten liegen und ob sich eine Embedded Insurance für Sie lohnt. Außerdem erfahren Sie, welche technischen Voraussetzungen nötig sind, damit eine eingebettete Versicherung ihr volles Potenzial entfalten kann.
Inhalt:
- Was ist Embedded Insurance? Eine Definition
- Vor- und Nachteile der Embedded Insurance im Überblick
- Für wen ist eine eingebettete Versicherung eine sinnvolle Lösung?
- Embedded Insurance: Sichern Sie sich einen Vorteil durch clevere Technologien
Was ist Embedded Insurance? Eine Definition
Risiken lauern in unserem Alltag an jeder Ecke – daraus nährt sich das Konzept der Versicherung. Sie soll für finanzielle Sicherheit sorgen, falls etwas Unerwartetes passiert. Möchten Sie zum Beispiel ein neues E-Bike kaufen, dann gehört die passende Absicherung vor Diebstahl und Co. schon fast zum Pflichtprogramm. Doch der Prozess ist aufwendig: Anbieter vergleichen, Formulare ausfüllen und so weiter.
Genau hier setzt das Konzept der Embedded Insurance (deutsch: eingebettete Versicherung) an. Sie beschreibt die nahtlose Integration von Versicherungsleistungen beim Kauf von Produkten oder Services eines Drittanbieters. Sie denkt quasi die Wertschöpfungskette für Anbieter und Kund:innen weiter. Käufer:innen erwerben eine maßgeschneiderte Versicherungspolice direkt im Paket mit dem gewünschten Produkt – so sind sie abgesichert und sparen Aufwand. Das Versicherungsunternehmen bleibt dabei im Hintergrund und fungiert lediglich als Risikoträger.
Obwohl die Idee der Embedded Insurance schon lange existiert, hat das Konzept im Zuge der Digitalisierung stark an Bedeutung gewonnen. Veränderte Kundenbedürfnisse verlangen personalisierte Angebote, Komfort und eine nahtlose Customer Journey. Der Embedded Finance Report von Salesforce macht deutlich, dass die Embedded Insurance eine immer wichtigere Rolle spielen wird: So werden bis zum Jahr 2026 schätzungsweise 35 Prozent der Versicherungsverkäufe in einer eingebetteten Form erfolgen.
Zusatzservice oder fester Produktbestandteil?
Die Embedded Insurance kann in der Praxis in zwei Ausprägungen vorkommen. In der schwachen Form stellt die Versicherung einen wählbaren Zusatzservice dar. Kund:innen können beim Erwerb optional entscheiden, ob sie zusätzlich eine passende Versicherungsleistung abschließen möchten – sowohl im digitalen als auch im analogen Kontext. Typische Beispiele sind Kfz-Versicherungen beim Autokauf oder Reiserücktrittsversicherungen bei der Reisebuchung. Das Angebot ist genau an der richtigen Stelle in der Customer Journey platziert, um den Kund:innen Aufwand zu sparen und die Customer Experience zu optimieren.
Die starke Ausprägung der Embedded Insurance geht noch einen Schritt weiter und verankert die Versicherung fest im Produkt- oder Servicepaket. Beim Kauf ist der Versicherungsschutz automatisch enthalten, ohne dass Kund:innen ihn bewusst wählen oder erwerben müssen. So zum Beispiel bei der Wohnungsplattform Airbnb: Hier sind relevante Versicherungen direkt im Gesamtpaket inbegriffen und werden im Buchungsprozess ohne Zutun der Vermieter:innen abgeschlossen.
Beispiele: So kann eine Embedded Insurance aussehen
Ob beim Kauf von E-Bikes, Smartphones oder Reisen – die eingebettete Versicherung hat in diversen Branchen bereits einen festen Platz. Hier sind einige Beispiele für Unternehmen, die eine Embedded Insurance umsetzen:
- Tesla: Seit 2019 bietet das Unternehmen in mehreren US-Bundesstaaten beim Kauf von E-Autos eine Versicherung als Teil des Gesamtpakets an. Dabei gibt es spezielle Telematiktarife, die Fahrer:innen basierend auf ihrem „Safety Score“ einen Rabatt auf Prämien gewähren.
- Playbrush: Die Zahnzusatzversicherung wird direkt in ein Zahnbürstenabo integriert und belohnt fleißige Putzer mithilfe von eingebauten Sensoren mit einem jährlichen Zuschuss.
- AppleCare: Beim Kauf von iPhone und Co. besteht die Möglichkeit, eine Versicherung gegen Diebstahl und Verlust abzuschließen. Doch nicht nur das: Der Erwerb der Versicherung wird fest in das Markenerlebnis eingebunden. So profitiert der Versicherungsabschluss vom emotionalen Kauferlebnis eines Apple-Produkts.
Der Prozess: So arbeiten Versicherungs- und Partnerunternehmen zusammen
Im Wesentlichen funktioniert der Prozess bei einer Embedded Insurance folgendermaßen: Das Versicherungsunternehmen bietet über einen Drittanbieter und dessen Plattform die eigenen Versicherungen für Kund:innen an. Damit Versicherungsleistungen allerdings optimal in das Produkt- und Serviceangebot des Drittanbieters integriert werden können, sind intelligente Technologien unerlässlich.
Unternehmen nutzen vor allem API-Schnittstellen („Application Programming Interface“), um das Versicherungsangebot nahtlos im Kaufprozess bereitzustellen. Diese Schnittstellen sorgen für eine einfache Anbindung und stellen die notwendigen Daten zur Verfügung. Folglich können Versicherer jederzeit das passende Produkt für jeden Anlass bieten – und die vermittelten Versicherungen sind dynamisch und maßgeschneidert. Zudem ermöglicht die digitale Anbindung, dass zum Beispiel die Zahlungen und Übermittlungen von Versicherungsdokumenten in Echtzeit ablaufen.
Vor- und Nachteile der Embedded Insurance im Überblick
Sie möchten eine eingebettete Versicherung in Ihrem Unternehmen umsetzen? Dieser Schritt sollte gut überlegt sein, denn das Konzept ist nicht für jeden geeignet.
Für Versicherungsunternehmen
Den wohl größten Wandel birgt die Embedded Insurance für Versicherer. Denn während Markenbekanntheit bei der klassischen Versicherung ein wichtiges Instrument ist, um Kund:innen zu überzeugen, tritt der Markenname hier in den Hintergrund. Dennoch gibt es zahlreiche Anreize für Versicherer, um auf den Zug der Embedded Insurance aufzuspringen.
- Erschließung neuer Vertriebswege und Geschäftsfelder
- effektive Gewinnung neuer Kund:innen und Kundendaten
- Profitieren von der Markenbekanntheit und Reichweite der Drittanbieter
- besseres Verständnis über Kundenbedürfnisse und -verhaltensweisen
- Optimierung der Versicherungsangebote hin zu personalisierten Lösungen
- individuellere Risikobewertung, zum Beispiel mit Sensordaten aus Fahrzeugen im Kfz-Bereich
- Chancen für die Reduzierung von Schadenskosten durch granulare Versicherungsmodelle und für die kostengünstigere Abwicklung von Schadensprozessen
- Förderung der Automatisierung und des technologischen Fortschritts beim Versicherer
- geringere Vertriebs- und Verwaltungskosten
Dem gegenüber stehen allerdings auch Herausforderungen, die eine erfolgreiche Umsetzung von eingebetteten Versicherungen erschweren:
- Bedeutung der Versicherungsmarke nimmt ab
- direkter Kundenkontakt geht teilweise verloren ► erschwert Cross- und Upselling
- Aufbau von Kundenbeziehungen erst im After-Sales-Bereich möglich
- nicht für alle Versicherungsprodukte geeignet
- hohe Ansprüche an Technologie und Datenmanagement
- transparente Kommunikation der Versicherungskonditionen muss sichergestellt sein
- Fragen rund um Datenschutz und Sicherheit durch den Austausch sensibler Daten
- Regelung von Haftungsfragen mit Drittanbieter
Für Kund:innen
Betrachten wir nun die Perspektive der Kund:innen, die von einer Embedded Insurance folgendermaßen profitieren:
- Zeit- und Aufwandsersparnis, denn sie müssen Versicherungen nicht separat abschließen
- einfacher Erwerb des Versicherungsschutzes per Mausklick
- reibungsloses und komfortables Kauferlebnis
- maßgeschneiderte Versicherungslösungen für das erworbene Produkt
Auf der Kontra-Seite stehen dagegen:
- Gefahr, Versicherungen zu kaufen, die bereits über andere Policen abgedeckt sind
- Fragmentierung der abgeschlossenen Versicherungen erschwert den Überblick
- erhöhter administrativer Aufwand möglich, zum Beispiel weil alle Versicherungspolicen individuell verlängert werden
Für Partnerunternehmen
Schließlich haben auch die Produkt- und Dienstleistungsanbieter mehrere Vorteile von einer Kooperation mit Versicherungsunternehmen:
- Provisionen für verkaufte Versicherungspolicen
- Wettbewerbsvorteil und Differenzierung von Konkurrenzanbietern
- höhere Kundenzufriedenheit und Kundenbindung durch personalisierte Angebote
Die Risiken fallen für Partnerunternehmen eher gering aus. Hauptsächlich kann es im After-Sales-Bereich zu Schwierigkeiten kommen – insbesondere dann, wenn im Schadenfall die Servicequalität des Versicherers mangelhaft ist. Hier besteht die Gefahr, dass sich die negativen Erfahrungen der Kund:innen auf das Image des Partnerunternehmens übertragen.
Für wen ist eine eingebettete Versicherung eine sinnvolle Lösung?
Embedded Insurance ist in der Versicherungsbranche längst kein Fremdwort mehr. Viele Versicherer haben das Potenzial erkannt und nutzen Kooperationen mit Drittanbietern, um die eigene Reichweite zu erhöhen. Beispiele finden sich unter anderem in der Automobilbranche, dem Handel und dem Reisesektor.
Versicherungsunternehmen, die mit Embedded-Insurance-Produkten erfolgreich sein wollen, sollten sich aber über einige Grundvoraussetzungen im Klaren sein. Sie müssen bereit sein, die spezifischen Anforderungen der Partnerunternehmen kostengünstig und einfach umzusetzen – selbst, wenn es sich um Angebote mit geringerem Volumen handelt. Gleiches gilt auch für sämtliche Prozesse entlang der Wertschöpfungskette, an denen Partner- und Versicherungsunternehmen beteiligt sind.
Darüber hinaus ist eine eingebettete Versicherung nur dann sinnvoll, wenn die technische Basis stimmt. So sollten Versicherer, die Embedded Insurance profitabel und effektiv umsetzen wollen, über moderne Technologien, eine hohe Automatisierung und fortschrittliches Datenmanagement verfügen. Erst dadurch wird eine nahtlose und kosteneffiziente Integration bei Kooperationspartnern möglich.
Die technischen Voraussetzungen bauen insbesondere auf den folgenden Aspekten auf:
- Zuverlässiger Datenaustausch: Kundendaten müssen über API-Schnittstellen weitergeleitet werden. So entsteht eine Plattform, die beide Akteure miteinander verbindet. Folglich sollten alle relevanten Komponenten beim Versicherer API-fähig sein.
- Einfache und kostengünstige Integration: Produkte müssen für Partnerunternehmen leicht integrierbar sein – sowohl für den Vertriebsprozess als auch für den anschließenden Service.
- Sicherheit: Versicherer müssen in der Lage sein, für sämtliche Infrastrukturen, Plattformen und Prozesse Datensicherheit zu gewährleisten. Nur so kann der Datenaustausch sicher und datenschutzkonform ablaufen.
- Automatisierung: Die Versicherungsprodukte sollten einen hohen Automatisierungsgrad ermöglichen. Dabei spielen digitale Services, wie Self-Service-Angebote, eine wichtige Rolle.
- Passgenaue Lösungen: Partnerunternehmen haben vielfältige Ansprüche und fordern teils spezifische Lösungen. Manchen reicht ein Voucher, den sie an Kund:innen weitergeben; andere wiederum möchten den Antragsprozess in das eigene Vertriebssystem integrieren. Die IT des Versicherers sollte darauf vorbereitet sein, schnell und flexibel auf diverse Anforderungen reagieren zu müssen. Dabei kann beispielsweise eine modular aufgebaute IT-Plattform helfen, die unkompliziert an die vielfältigen Bedürfnisse angepasst werden kann.
- 360 Grad-Kundensicht: Von Vorteil ist eine 360 Grad-Sicht auf Kund:innen, bei der alle Daten an einem zentralen Ort zur Verfügung stehen. Das erlaubt die gezielte und maßgeschneiderte Ansprache der Zielgruppe und ist nur mit einer durchgängigen Digitalisierung realisierbar. Auch ein Perspektivwechsel weg vom Produkt und hin zum kundenorientierten Service-Angebot ist empfehlenswert.
Embedded Insurance: Sichern Sie sich einen Vorteil durch clevere Technologien
Embedded Insurance kann für alle Beteiligten einen erheblichen Mehrwert bieten – Versicherer gewinnen neue Prämienzahler:innen, Partnerunternehmen schaffen ein ganzheitliches Kauferlebnis und Kund:innen sparen Zeit und Mühe. Doch ganz so einfach ist es nicht! Denn wenn Sie Embedded Insurance erfolgreich umsetzen wollen, müssen Sie eine Reihe an technischen Voraussetzungen erfüllen.
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Salesforce bietet eine Branchenlösung, mit der Versicherungsunternehmen alle Prozesse End-to-End im Kundenlebenszyklus abbilden können. Die Salesforce Plattform ist modular und erlaubt eine schnelle Skalierung, auch wenn sich Versicherer an die Bedürfnisse neuer Partnerunternehmen anpassen müssen. Zudem lässt sie sich in verschiedene Technologien der Drittanbieter einbinden. So steht einer erfolgreichen Embedded Insurance nichts mehr im Weg.
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