Ein komplexes Ding, diese Innovation. Sie bleibt frustrierend, Fehlerraten sind hoch und selbst erfolgreiche Firmen kriegen sie nicht hin.
Wie geht Innovation?
Einer der Gründe: Konzerne und Mittelständler erliegen oft der Versuchung, das zu tun, was alle machen – der „Fashion of the week“ zu folgen, sogenannte „Best Practices“ zu adaptieren. Zum Beispiel Inkubatoren, Innovations-Kompetenz-Zentren, Acceleratoren, Innovationsgaragen oder was auch immer kreieren. Kreative Namen, beim Wording hört die Innovation dann aber auch auf. Die richtige Innovationsformel für sich zu entdecken, scheint heute DIE Herausforderung für Unternehmen zu sein.
Vorbild Start-ups?
Aber haben das die ganzen Start-ups nicht schon längst für sich entdeckt und müssen wir diese nicht einfach nur kopieren? Laut „The Unicorn List“ (Stand November 2015) gibt es 143 Start-up-„Einhörner“ mit einer Gesamtbewertung von 507 Milliarden US-Dollar, teilweise mit zwei-, ja dreistelligen Millionenbewertungen – und das bevor sie noch überhaupt ein Produkt gelauncht haben?!
Sind diese Start-ups nicht DIE Blaupause schlechthin auf der Suche nach meiner Innovationsformel für mich als CEO?
NEIN, sind sie nicht.
Vergleichen wir nur die organisatorischen Eigenschaften und den Markt, in dem sich Start-ups und etablierte Firmen bewegen.
Unterschiedliche Ausgangslagen
Bei den meisten Start-ups sind Produktvolumen, Skalierung, Reputation und Altlasten klein beziehungsweise nicht vorhanden. Die Gefahr, durch Disruption vom Markt verdrängt zu werden, ist nicht vorhanden, das Geschäftsrisiko ist eher gering und Kundenerwartungen sind (noch) extrem niedrig. Digitales Talent ist hingegen maximal ausgeprägt.
Bei etablierten Organisationen hingegen verhält es sich genau anders herum. Es sind viele Produkte im Markt, eine hohe, oft maximale Skalierung ist bereits erreicht, ein mühsam aufgebautes Image und ein Markenwert sind vorhanden sowie entsprechende „Hinterlassenschaften“ zu berücksichtigen. Überall lauern Disruptoren, kleine Nischen-Player, die aggressiv das Geschäftsmodell etablierter Unternehmen attackieren. Das Geschäftsrisiko ist natürlich hoch, das Unternehmen kann es sich nicht leisten, die hohen Erwartungen seiner Kunden zu enttäuschen. Gleichzeitig gibt es wenig digitale Führungserfahrung.
Kurzum: Die Ausgangssituationen sind derart verschieden, dass Start-ups und etablierte Organisationen in Sachen Innovation ganz unterschiedlich agieren müssen.
Die erste Lektion zur Vermeidung von Frustration lautet somit: Start-ups sind das Ergebnis von Innovation, nicht der Motor für Innovation. Sie sind sogar zumeist das Produkt.
Und hier neun weitere Lektionen für Unternehmen, um erfolgreich und dauerhaft innovativ zu sein:
2. Altlasten können Kapital sein! Was hat Ihr Unternehmen im Überfluss? Nehmen Sie Ihre Altlasten als Kapital wahr, nicht als Einschränkung.
3. Schaffen Sie eine Innovationskultur! Die beste Voraussetzung für gute Ideen sind viele Ideen. Diese können und sollten aus dem gesamten Unternehmen kommen.
4. Sehen Sie sich als das Zentrum des Universums. Klingt zu esoterisch? Dann nehmen Sie sich zumindest als Plattform wahr. Alle Großen da draußen sind Plattform-Companies (Amazon, Apple, Google, …)
5. Ihre Kunden sind Ihre Chefs, nicht Ihr Aufsichtsrat. Kunden sollten Ihnen Rückmeldung und Zustimmung geben.
6. Integrieren Sie Vertrieb, Service und Marketing – komplett. Dem Kunden ist es egal, mit wem er es zu tun hat. Service ist dabei oft das schwächste Glied, aber das Gesicht zum Kunden.
7. Verwechseln Sie nicht Strategie mit Vision. Wachstum ist keine Vision. Strategie ist die Brücke zwischen Vision und Ausführung. Keine Vision, keine Richtung. Keine Richtung, keine Zukunft.
8. Denken Sie nicht, Sie schaffen es alleine. Innovation bevorzugt breites, multidisziplinäres und vernetztes Denken.
9. Versuchen Sie nicht, andere zu kopieren. Google ist Google und Apple ist Apple.
10. Disruption sollte niemals Ihr Ziel sein. Disruption ist eine mögliche Konsequenz von Innovation. Deshalb sollte die Generierung toller Ideen mit brillanter Umsetzung im Fokus stehen.