Eine der Frauen der ersten Stunde bei Salesforce war Suzanne DiBianca. Damit war sie nicht nur von Anbeginn Teil eines „anderen“ Unternehmens, wie es die Vision von Salesforce Gründer Marc Benioff war. Sie war auch schon vor zwanzig Jahren für Themen verantwortlich, die viele Unternehmen erst vor kurzem zur „Chefsache“ erklärt haben: Sie baute Philanthropie als eine der tragenden Säulen von Salesforce initial auf und treibt sie in ihrer heutigen Position als Chief Impact Officer mit Nachdruck weiter – sowohl in ihrer Rolle als auch persönlich.
Frau DiBianca, wenn Sie sich an die Anfangszeit bei Salesforce zurückerinnern: Wie sind Sie damals vorgegangen, das Konzept des „Giving Back“ in die Tat umzusetzen?
Wir haben uns damals auf die drei Bereiche konzentriert, die noch heute unsere Unternehmenskultur am stärksten prägen, und das sind die Aktivierung unserer Mitarbeiter, die Bildungsförderung und die kostenlose Bereitstellung unserer Technologie für gemeinnützige Organisationen. Als ich bei Salesforce angefangen habe, waren wir gerade einmal 60 Mitarbeiter. Deshalb stand zunächst das Engagement der Kollegen im Fokus, also ehrenamtliche Tätigkeiten während der bezahlten Arbeitszeit.
Diese VTOs – Volunteer Time Off – sind noch heute zentraler Bestandteil unseres Engagements. Für uns war es von Anfang an entscheidend, dass diese Aktivitäten in der Arbeitszeit stattfinden. Denn Marc Benioff legt bis heute größten Wert darauf, dass das gesellschaftliche Engagement Teil unserer Kultur und somit des Jobs bei Salesforce ist – und wir an den Wochenenden Zeit für uns selbst und unsere Liebsten haben.
Welche waren die ersten Projekte, die Salesforce selbst durchgeführt und aktiv unterstützt hat?
Wir haben Schüler zu uns ins Büro eingeladen, die Minderheiten angehörten, deren Bildungschancen in der Regel weniger hoch sind. Für die Kinder war das ein augenöffnender Moment, denn häufig fehlte es ihnen in ihrem Umfeld an Vorbildern mit Bürojobs oder höheren Qualifikationen.
Für uns war es wichtig, dass sich die Kinder mit unseren Kollegen identifizieren. Daher haben wir beispielsweise darauf geachtet, dass Mitarbeiter mit dem gleichen Hintergrund die Gruppen betreuten. So konnten sich die Schüler besser vorstellen, einmal selbst in einem technischen, hochqualifizierten Beruf zu arbeiten. Dann haben wir Computerkurse in Schulen angeboten, zuerst zu Word und anderen Office-Programmen. Sie wurden aber überwiegend von Kindern aus eher bildungsnahen Haushalten belegt, sodass wir nicht diejenigen erreicht haben, die es am nötigsten hatten. Deshalb haben wir die Strategie geändert und Kurse mit Video- und Musiksoftware veranstaltet – ein voller Erfolg.
Und schließlich haben wir früh angefangen, NGOs und Stiftungen unsere Produkte kostenlos zur Verfügung zu stellen, damit sie sich besser organisieren und wirksamer arbeiten können. Das Engagement unserer Belegschaft ist heute noch tief verwurzelt in unserer Kultur und fester Bestandteil des Onboarding-Programms. Ob jemand eine Suppenküche, einen Kindergarten oder einen anderen Bereich unterstützt, bleibt jedem selbst überlassen. Wir möchten, dass sich unsere Mitarbeiter dort engagieren, wo sie ihre Fähigkeiten am besten einbringen können.
Nachhaltigkeit, Chancengleichheit und Bildung: In diesen Bereichen liegt für die Deutschen der Schlüssel zu einer besseren Gesellschaft, das hat der Stakeholder Perceptions Report von Salesforce ergeben. Und die Menschen sehen vor allem auch Unternehmen in der Pflicht, dafür aktiv zu werden. Wie können Unternehmen aller Größen ihren Beitrag leisten?
Ich denke, jede und jeder kann tätig werden. Ich möchte hier besonders den Bereich ökologische Nachhaltigkeit hervorheben. Das hat gerade 2019 enorm an Fahrt aufgenommen, denn wir haben nur noch wenig Zeit. Wir nehmen die Aufgabe, unseren Kunden nachhaltiges Verhalten zu erleichtern, sehr ernst und unterstützen sie dabei mit unserer Technologie ebenso wie mit konkreten Ideen und Vorschlägen.
Deswegen betreiben wir zum einen nachhaltige Projekte wie die Aufforstungsinitiative 1t.org, deren Ziel es ist, bis 2030 weltweit eine Billion Bäume zu pflanzen. Hier können sich wirklich alle beteiligen, vom Kindergartenkind bis zum Großunternehmen. Zahlreiche Inspirationen für Unternehmen sind auch auf pledge1percent.org zu finden. Als Technologieunternehmen ist es für uns aber auch ganz entscheidend, dass unsere Produkte unseren Kunden nachhaltigeres Handeln ermöglichen. So können sie zum Beispiel über Salesforce den CO2-Fußabdruck ihres Unternehmens tracken und aus diesen Erkenntnissen konkrete Maßnahmen zur Reduzierung einleiten.
Salesforce Ventures hat unter Ihrer Leitung einen 50 Millionen US-Dollar großen Impact Fund eingerichtet. Dieser investiert in Unternehmen, die die gesellschaftlichen Herausforderungen in den Bereichen Bildung, Chancengleichheit und Nachhaltigkeit sowie im sozialen Sektor adressieren. Welche Unternehmen sind Ihnen da besonders positiv aufgefallen?
Hier möchte ich zunächst einmal Guild Education hervorheben: Sie stellen eine Plattform bereit, mit der Unternehmen ihre betriebliche Weiterbildung organisieren können – von der Bedarfsermittlung bis hin zu konkreten Bildungsangeboten, und das im Rahmen von Corporate Benefits. Damit werden Fortbildungen nicht im Gießkannenprinzip verteilt, sondern gezielt die Kompetenzen gefördert, die wichtig für die Arbeitswelt der Zukunft sind.
Ein ganz anderes Problem adressiert Measurabl, nämlich die Öko-Bilanz von Gewerbeimmobilien. Diese sind in den USA für einen großen Teil des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Um ihn zu reduzieren, muss man verstehen, wo die Verursacher für den hohen Stromverbrauch sitzen – und zwar in Echtzeit, ohne einen Monat auf die Stromrechnung zu warten, anhand derer man ohnehin nicht versteht, wo die Einsparpotenziale liegen. Measurabl löst das mit IoT-Technologie an den Verbrauchsstationen. Diese Informationen wiederum ermöglichen Immobilienbetreibern, ganz gezielt Energie zu sparen.
Sie sagten zuvor, alle Salesforce Mitarbeiter nehmen an VTOs teil. Welche Themen unterstützen Sie persönlich?
Ich bringe mich meiner Stärken entsprechend ein. So sitze ich im Aufsichtsrat von verschiedenen Stiftungen und gemeinnützigen Organisationen, wie einer Forschungsstiftung für Neurowissenschaften und einer NGO für soziale Gerechtigkeit. Und ich engagiere mich als Mentorin, Karriereberaterin und Aufsichtsrätin bei Yearup. Diese Stiftung fördert die Qualifikation von Berufseinsteigern, die keine klassische akademische Ausbildung genießen konnten, sich aber weiterentwickeln möchten. Sie werden ausgebildet und bekommen Einstiegspraktika bei Partnerunternehmen vermittelt.
Frau DiBianca, wir danken Ihnen für das Gespräch.