Klinisches Datenmanagement wird immer wichtiger, um Behandlungsprozesse effizienter zu gestalten und fundierte Entscheidungen zu treffen. Erfahren Sie, wie Künstliche Intelligenz (KI) und digitale Technologien dazu beitragen, medizinische Daten besser zu strukturieren und die Patientenversorgung zu optimieren.
Das erwartet Sie in diesem Artikel:
- Die Herausforderungen im deutschen Gesundheitssystem
- ePA: Ein Meilenstein in der Digitalisierung der Versorgung
- TI-Messenger: Ein Schritt in Richtung smarter Patientenkommunikation
- Digitale Technologien für eine zukunftsfähige Kliniklandschaft
Die Herausforderungen im deutschen Gesundheitssystem
Das deutsche Gesundheitswesen steht vor großen Herausforderungen. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass im Jahr 2023 etwa 70 % der Kliniken nicht kostendeckend wirtschaften oder kurz davor stehen. Während sich die Fallzahlen auch nach der Pandemie nicht vollständig erholt haben, steigen die Betriebskosten durch höhere Lohnabschlüsse und allgemeine Kostensteigerungen weiter an. Kliniken müssen also bei gleichbleibenden oder sogar sinkenden Erlösen höhere Kosten decken.Zudem verfolgt die im Dezember 2024 verabschiedete Krankenhausreform eine Strategie des Kapazitätsabbaus, des kontrollierten Wachstums und der Spezialisierungskonkurrenz. Die neuen Finanzierungsmechanismen binden erhebliche Teile der Erlöse an stabile Fallzahlen und Referenzperioden. Kliniken, die ihre Kapazitäten nicht vorausschauend steuern, erleiden finanzielle Nachteile. Hier können nur eine klare Behandlungsstrategie und eine verlässliche Patientenbindung helfen.
Kliniken, die strukturiert am Aufbau von Patientenbeziehungen arbeiten und ihre Patientenbindung aktiv gestalten, profitieren von verlässlichen Behandlungszahlen und einer besseren Ressourcenauslastung.
ePA: Ein Meilenstein in der Digitalisierung der Versorgung
Die Einführung der elektronische Patientenakte (ePA) der Telematikinfrastruktur hat die digitale Speicherung von Patienteninformationen ermöglicht und die Vernetzung im Gesundheitswesen verbessert. Doch kann die ePA Kliniken dabei unterstützen, Patientenbeziehungen zu stärken, Behandlungen im kleinen (1:1) wie im großen (1:n) Maßstab planbarer zu machen und Ressourcen effizienter einzusetzen?
In der ePA werden medizinische Informationen derzeit als PDF/A-Dateien gespeichert. Da dieses Format keine strukturierten Metadaten enthält, erlaubt es weder eine maschinelle Verarbeitung noch eine einfache Verknüpfung mit anderen Daten. Zudem ist der Zugriff auf die ePA für Leistungserbringer auf 90 Tage begrenzt – es sei denn, Patient:innen stimmen ausdrücklich einer Verlängerung zu. Der Zugriff erfolgt in der Regel über das Einlesen der elektronischen Gesundheitskarte (eGK).
Abrechnungsdaten als Schlüssel zur optimierten Patientensteuerung
Im Zusammenhang mit Patientenbindung, Planbarkeit und effizienter Ressourcenallokation rücken insbesondere zwei in der ePA gespeicherte Datentypen in den Fokus:
- Medizinische Befunde (Diagnosen, Laborwerte, OP-Berichte)
- Abrechnungsinformationen (Datum, behandelnde:r Ärzt:in, Diagnose-Codes, Behandlungsziffern)
Ein Vergleich dieser Informationstypen zeigt deutliche Unterschiede:
Kriterium | Befundberichte (medizinische PDFs in der ePA) | Abrechnungsinformationen (Abrechnungs-PDFs; PDF/A) |
Datenstruktur | Sehr variabel: Unterschiedliche Layouts je nach Ärzt:in, Klinik, Fachrichtung | Enthält oft tabellarische oder strukturierte Inhalte (Ziffern, Beträge, Leistungszeitpunkte) |
Metadaten | Nicht explizit strukturiert, meist als Freitext in Fließtextform | Enthält oft tabellarische oder strukturierte Inhalte (Ziffern, Beträge, Leistungszeitpunkte) |
Kontextabhängigkeit | Hoch, da medizinische Befunde oft unklare oder uneinheitliche Begriffe enthalten | Geringer, da Abrechnungsdaten sich auf Codes und standardisierte Begriffe stützen |
FHIR-Kompatibilität | Muss in “Condition”, “Procedure”, “Observation” übersetzt werden, oft nicht 1:1 möglich | Lässt sich relativ einfach in “Claim”, “ChargeItem” oder “ExplanationOfBenefit” in FHIR überführen |
Fehlerrate bei automatischer Extraktion | Hoch, da Sprache variabel und medizinischer Kontext oft mehrdeutig ist | Niedriger, da Abrechnungen oft klar definierte Spalten und Werte enthalten |
Abrechnungsdaten sind standardisierter und maschinenlesbarer als medizinische Befunde. Das erleichtert ihre Nutzung für das Patientenmanagement.
Auffällig ist, dass im Vergleich zu den Befundberichten die Abrechnungsdaten eine strukturierte, maschinenlesbare Grundlage bieten. Sie würden sich deshalb zur Rekonstruktion von Behandlungsverläufen eignen und könnten zur Patientensteuerung genutzt werden:
- Sie enthalten strukturierte Werte wie Leistungsziffern, Beträge und Diagnose-Codes.
- Sie sind standardisiert (EBM, DRG, GOÄ) und damit weniger interpretationsbedürftig als Freitexte in Befundberichten.
- Sie können durch regelbasierte Methoden oder OCR-Technologie effizient und zuverlässig verarbeitet werden.
“Patient Master”: Eine Chance für bessere Planung und Steuerung
Angenommen, man würde die Abrechnungsdaten aus der ePA dazu nutzen, um ein Patientenprofil zu erzeugen und kontinuierlich anzureichern – welchen konkreten Nutzen hätte das?
Die derzeitige Krankenhausreform setzt auf Kapazitätsabbau, gesteuertes Wachstum und Spezialisierung. Da die Vorhaltepauschale – die finanzielle Basis vieler Kliniken – nur alle drei Jahre angepasst wird, sind Krankenhäuser gezwungen, sowohl kurzfristig als auch langfristig stabile Fallzahlen zu sichern.
Ein „Patient Master“-Profil auf Basis fortlaufend ergänzter Abrechnungs- und Behandlungsdaten könnte hier zum entscheidenden Faktor werden: Kliniken könnten Patientengruppen („Population Health“) aktiv steuern, Versorgungsbedarfe frühzeitig erkennen und Allokationsentscheidungen auf Daten stützen. Das schafft mehr Planbarkeit, optimiert Ressourceneinsatz und stärkt die Patientenbindung – zentrale Voraussetzungen, um auch in einem Umfeld knapper Margen und hoher Wettbewerbsintensität wirtschaftlich erfolgreich zu agieren.
Doch die Umsetzung eines solchen „Patient Master“ ist nicht trivial: Es gilt, Zugriffsrechte und Einwilligungen zu klären, geeignete Datenquellen und Technologien zu identifizieren und das Ganze datenschutzkonform in den Klinikalltag zu integrieren.
Welche Hürden und Überlegungen ergeben sich in der praktischen Umsetzung?
- Zugriffsrechte und Einwilligung
- Kliniken dürfen ePA-Daten für gewöhnlich nur während eines konkreten Behandlungskontexts (max. 90 Tage) einsehen. Damit ein langfristiges Profil entsteht, müssten Patient:innen explizit zustimmen, dass ihre Daten über diesen Zeitraum hinaus genutzt und weiter angereichert werden.
- In vielen Häusern fehlen standardisierte Prozesse, um diese Einwilligungen rechtskonform einzuholen und zu dokumentieren.
- Datengrundlage und Technologie
- PDF/A-Dateien aus Befundberichten eignen sich kaum für eine automatisierte Historie, weil sie unstrukturiert sind. Abrechnungsinformationen hingegen (Diagnose-Codes, Leistungsziffern etc.) lassen sich relativ einfach in strukturierte Daten überführen.
- Solange die FHIR-Anbindung der Telematikinfrastruktur noch nicht vollumfänglich steht, müssten Kliniken individuelle Lösungen finden, um die Daten regelmäßig abzurufen, zu speichern und zu erweitern.
- Einsatz im Klinikalltag
- Selbst mit vollständigen Daten stellen sich organisatorische Fragen: Wie werden die Informationen im KIS angezeigt? Welche Rolle übernehmen IT- oder Fachabteilungen bei der Pflege und Nutzung eines „Patient Master“-Profils?
- Um einen Mehrwert zu erzielen, braucht es Front-End-Lösungen, die die Daten so aufbereiten, dass sowohl 1:1-Kommunikation (Terminvereinbarungen, Recall-Systeme) als auch 1:n-Ansprache („Population Health“) möglich werden.
- Datenschutz und Compliance
- Wer Daten über den Behandlungsfall hinaus speichert, bewegt sich in einem sensiblen rechtlichen Rahmen. Es gilt zu klären, unter welchen Umständen das erlaubt ist und wie Patient:innen ihre Rechte (z. B. Widerruf) wahren können.
- Eine lückenlose Dokumentation und Transparenz über die Datennutzung ist Voraussetzung, um das Vertrauen aller Beteiligten zu erhalten.
- „Population Health“ konkret umsetzen
- In vielen anderen Ländern längst etabliert, in Deutschland eher die Ausnahme: Ein proaktives, populationsbasiertes Patientenmanagement hilft, große Patientengruppen zu identifizieren, gezielt anzusprechen und Engpässe in der Versorgung rechtzeitig zu vermeiden.
- Damit solche Konzepte tragen, muss nicht nur die Technologie, sondern auch das Organisations- und Prozessdesign stimmen – von der Terminplanung bis zur Nachsorge.
Die Aussicht auf ein umfassendes „Patient Master“-Profil verspricht zwar erhebliche Vorteile in puncto Planungssicherheit und Patientenbindung – gleichzeitig erfordern Einwilligungsmanagement, Integration ins KIS, Datenaufbereitung und Datenschutz einen beachtlichen organisatorischen wie technischen Aufwand.
TI-Messenger: Ein Schritt in Richtung smarter Patientenkommunikation
Parallel zur ePA wird in Deutschland der TI-Messenger eingeführt. Diese plattformunabhängige Messaging-Lösung ermöglicht eine sichere Kommunikation zwischen Patient:innen, Leistungserbringern und Krankenkassen. Erste Krankenkassen wie die Barmer und die Techniker Krankenkasse haben begonnen, den TI-Messenger in ihre ePA-Anwendungen zu integrieren. Damit können Versicherte direkt aus ihrer ePA heraus mit relevanten Akteur:innen des Gesundheitswesens in einen 1:1-Austausch treten.
Die Gematik entwickelt die technischen Spezifikationen für den TI-Messenger, betreibt ihn jedoch nicht selbst. Die Umsetzung erfolgt durch zertifizierte Anbieter, die auf Basis dieser Spezifikationen eigene Applikationen entwickeln und bereitstellen. Damit schafft der TI-Messenger eine wichtige Grundlage für den sektorenübergreifenden Austausch und bringt sowohl für Patient:innen als auch für Leistungserbringer einen lang erwarteten Fortschritt.
Aber kann der TI-Messenger Kliniken dabei unterstützen, eine nachhaltige Patientenbindung aufzubauen und die Planbarkeit von Behandlungen im individuellen (1:1) und skalierbaren (1:n) Maßstab verbessern?Die von der Gematik definierten und in der Modellregion Hamburg erprobten Use Cases weisen in eine andere Richtung: Der TI-Messenger ist primär für den bilateralen Austausch konzipiert – also vorrangig für die 1:1-Kommunikation zwischen medizinischem Fachpersonal unterschiedlicher Akteure. Eine skalierbare Patientenkommunikation im 1:n-Maßstab istbisher nicht vorgesehen.
Da weder die ePA noch der TI-Messenger allein eine effektive Patientenbindung und vorausschauende Behandlungsplanung ermöglichen, stehen die Kliniken vor drei grundlegenden Herausforderungen:
Die ePA ist auf Dokumentation ausgelegt, nicht auf Datenanalyse.
- Die dort hinterlegten Informationen lassen sich nur über Umwege automatisiert auswerten. Selbst dann ist ihr Nutzen für eine langfristige Patientensteuerung durch prozessuale und datenschutzrechtliche Hürden stark eingeschränkt.
Der TI-Messenger ist auf bilaterale Kommunikation beschränkt.
- Er ermöglicht einen sicheren 1:1-Austausch zwischen Patient:innen und Leistungserbringern, bietet jedoch keine Funktionen für eine skalierbare, automatisierte Patientensteuerung im 1:n-Maßstab.
Es fehlt eine zukunftsfähige Kommunikations- und Steuerungslösung.
- Die meisten Kliniken haben weder die IT-Prozesse noch die Front-End-Werkzeuge, um Patient:innen jenseits von Einzelfallanfragen automatisiert und proaktiv in Versorgungsprozesse einzubinden. Dieses Fehlen einer strukturierten „Engagement-Ebene“ bremst sowohl die langfristige Patientenbindung als auch die effiziente, populationsbasierte Planung.
Digitale Technologien für eine zukunftsfähige Kliniklandschaft
Für Kliniken bedeutet eine stärkere Patientenorientierung einen grundlegenden Wandel – trotz der häufig betonten Maxime “Patient:innen stehen im Mittelpunkt”. Historisch sind sie nicht auf den Aufbau von direkten und systematischen Patientenbeziehungen ausgelegt. Stattdessen fokussieren sich ihre wirtschaftlichen Strukturen auf ein weltweit einzigartiges System der sektoralen Trennung, das primär Zuweiser und Kostenträger in den Mittelpunkt stellt.
Aber der wachsende ökonomische Druck – verstärkt durch die Klinikreform, den Ressourcenmangel, den Fortschritt in der Künstlichen Intelligenz und weitere externe Herausforderungen – könnte den Beginn einer neuen Ära markieren. Eine Ära, in der Kliniken erkennen, dass gezielte Patientenbindung und eine effizientere Nutzung ihrer Ressourcen zwei Seiten ein und derselben Medaille sind.
Der Übergang zu einer konsequent patientenzentrierten Versorgung ist komplex – gerade weil er nicht allein durch gute Medizin, sondern durch kontinuierliche Patientenbindung und gezielte Steuerung gelingt. Bereits vor über einem Jahrzehnt identifizierte Michael Porter mit seinem Value-Based-Healthcare-Ansatz das enorme Potenzial einer Versorgung, die Patient:innen konsequent in den Mittelpunkt stellt.
Eine nachhaltige Lösung kann nur aus einer geschickten Kombination von Organisationsentwicklung und passender IT-Technologie entstehen. Die elektronische Patientenakte (ePA) oder der TI-Messenger schaffen zwar wichtige Grundlagen für eine sicherere Dokumentation und einen geschützten bilateralen Austausch. Sie bieten aber keine ausgereiften Mechanismen zur automatisierten, großflächigen Patientensteuerung und -bindung. Kliniken, die darauf warten, riskieren Wettbewerbsnachteile in einem Reformumfeld, das auf Spezialisierung und Effizienz setzt.
Genau hier setzt Salesforce an, mit einer Platform die die konsequent auf KI und maschinellem Lernen basiert. Durch die Verknüpfung strukturierter Daten – beispielsweise aus Abrechnungen, Diagnosen und hausinternen Informationssystemen – lassen sich Routineaufgaben automatisieren, Termin- und Ressourcenplanungen effizienter gestalten und Patient:innen proaktiv betreuen. Das entlastet das knappe Fachpersonal und schafft die Basis für ein zukunftsfähiges „Value-Based Healthcare“-Modell.
Genau hier kann Agentforce seinen Mehrwert unter Beweis stellen. In einer Branche, in der Terminplanung und Ressourcenmanagement den Ausgangspunkt jeder Patienteninteraktion bilden, kombiniert Agentforce maschinelles Lernen, Kontextverständnis und Echtzeit-Interaktion, um Kliniken dabei zu unterstützen, Routineaufgaben effizient zu bewältigen und gleichzeitig flexibel auf unerwartete Anforderungen zu reagieren.
Durch den gezielten Einsatz dieser KI-Technologie gewinnen Kliniken wertvolle Mitarbeitende zurück. Diese können gezielt für den durch die Klinikreform gestiegenen Bedarf eingesetzt werden: den strukturierten Aufbau und die nachhaltige Pflege von Patientenbeziehungen.
Agentforce: KI für Patientensteuerung
Erfahren Sie, wie Salesforce Agentforce Krankenhäuser bei der Terminplanung, Patientenkommunikation und Ressourcenverwaltung unterstützt.


