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Mitarbeiterverlust? Besseres Mentoring könnte Abhilfe schaffen

Frau mit Kopfhörern sitzt an einem Schreibtisch und nimmt über einen Laptop ein Gespräch entgegen

Mentoring eignet sich optimal dafür, eine virtuelle Belegschaft miteinander zu vernetzen und unterrepräsentierte Mitarbeitende in die Community des Unternehmens zu integrieren.

Mentoring eignet sich optimal dafür, eine virtuelle Belegschaft miteinander zu vernetzen und unterrepräsentierte Mitarbeitende in die Community des Unternehmens zu integrieren.

Die neuesten Zahlen deuten auf eine Beschleunigung des US-amerikanischen Arbeitsmarkts hin, doch der Anteil der Mitarbeitenden, die abwandern, auf dem höchsten Niveau seit 20 Jahren. Die Gründe dafür sind unterschiedlich, aber einiges deutet darauf hin, dass Menschen auf der Suche nach neuen Chancen und Lebenserfahrungen sind.

Könnte man diese Mitarbeitenden durch eine bessere Mitarbeiterinteraktion stärker ans Unternehmen binden? Wie können Unternehmen die Anforderungen von Mitarbeitenden erfüllen, die zumeist nicht vorhaben, jemals wieder in einem Büro zu arbeiten? Eine Lösung könnte darin bestehen, die Mitarbeitenden mit anderen im Unternehmen zu vernetzen, um ihnen Unterstützung, Anleitung und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu vermitteln.

„Mentoring eignet sich optimal dafür, eine virtuelle Belegschaft miteinander zu vernetzen und unterrepräsentierte Mitarbeitende in die Community des Unternehmens zu integrieren“, erklärt Jenn Labin, Autorin verschiedener Bücher zum Thema Mentoring und Chief Diversity Officer bei MentorcliQ, einer Mentoring-Softwareplattform. „Damit erhalten Mitarbeitende jetzt und während der weiteren beruflichen Entwicklung die bestmögliche Förderung.“ 

In den USA findet das Mentoring-Konzept seit Jahrzehnten Anwendung, und in Europa reicht seine Geschichte noch weiter zurück. In den letzten Jahren ist es zum echten Eckpfeiler der Mitarbeiterinteraktion, -entwicklung und -bindung geworden.

„Mitarbeiter:innen möchten sich abteilungs,- hierarchien- und interessenübergreifend miteinander vernetzen“, so Labin. „Der Wunsch nach Mentoring im Rahmen einer ganzheitlichen Strategie zur Mitarbeiterentwicklung ist deutlich gestiegen. Dabei geht es nicht um die Nachfolgeplanung im Unternehmen. Mentoring kann sehr vielseitig eingesetzt werden.“

Nachfolgend erfahren Sie mehr über die heute typischen Anwendungsbereiche und das Optimieren der Mitarbeiterzufriedenheit und -interaktion durch Mentoring.

Mentoring verbessert Interaktion, Bindung und Resilienz

Die Mitarbeiterinteraktion ist schon seit Längerem ein heißes Thema. Dennoch fällt es vielen Arbeitgebenden weiterhin schwer, dafür zu sorgen, dass ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zufrieden, engagiert und produktiv sind. Einer Gallup- Umfrage zufolge sind nur 35 % der Mitarbeitenden bei der Arbeit motiviert – ein bescheidenes Ergebnis. 

Laut einem Bericht des Bureau of Labor Statistics wechseln jedes Jahr durchschnittlich 25 % der Mitarbeitenden freiwillig die Stelle. Führungskräfte sind sich der damit verbundenen hohen Kosten für Anwerbung, Training, Onboarding usw. schmerzlich bewusst. Doch Unternehmen, die den Fokus auf die Mitarbeiterinteraktion legen, verzeichnen ein schnelleres Wachstum, höhere Bindungsraten und  eine produktivere und effektivere Belegschaft

Wie im Harvard Business Review(HBR) erwähnt , sind „Mentoring und Sponsoring unverzichtbar für die Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit … Mentoring unterstützt beispielsweise die kontinuierliche Weiterentwicklung von Mitarbeitenden. Mentoring hilft Menschen, ihre intrinsische Motivation und ihre Werte in ihre Karriere einzubringen. Dies wiederum bietet sowohl Mitarbeitenden als auch Unternehmen Vorteile.“

Besseres Mentoring ist eine hervorragende Möglichkeit, Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion zu erreichen

Der Tod von George Floyd war in den USA ein einschneidendes Ereignis. Die Vielfalt ist viel stärker in den Fokus gerückt, und zahlreiche große Unternehmen legen nun erstmals die Vielfalt ihrer Belegschaft genauer offen.

Die Ziele sind bei Weitem noch nicht erreicht. So ergab beispielsweise eine kürzlich veröffentlichte Umfrage unter 240 großen Technologieunternehmen, dass viele von ihnen hinter ihren Black Lives Matter-Versprechen zurückbleiben.

Das NeuroLeadership Institute, ein kognitionswissenschaftliches Beratungsunternehmen, weist darauf hin , dass „die Ausdünnung von Initiativen für Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion eine Gefahr für die moderne Belegschaft darstellt. Mentoring bietet Möglichkeiten zur Entwicklung von Kompetenzen und zum Networking. Dies kann dazu beitragen, einige dieser Herausforderungen zu überwinden, wenn Mitarbeitende in Führungspositionen aufsteigen oder neue Aufgaben im Unternehmen übernehmen.“

Mentoring-Programme unterstützen Initiativen zu Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion, weil sie in Menschen investieren, die historisch unterrepräsentiert sind.

JENN LABIN
AUTHOR OF SEVERAL BOOKS ON MENTORING, AND CHIEF DIVERSITY OFFICER AT MENTORCLIQ

Auf Managementebene haben Mentoring-Programme dazu geführt, dass die Repräsentanz dieser unterrepräsentierten Gruppen um 9 bis 24 % gestiegen ist.

Darüber hinaus sorgen ausgereiftere Matching-Technologien dafür, dass alle Mitarbeitenden mit Mentor:innen vernetzt werden, die ihre Karriereziele unterstützen.

„In der Vergangenheit bezog sich der Begriff Vielfalt auf Geschlecht, Rasse und sexuelle Orientierung“, sagt Labin. „Doch der Mensch an sich ist so viel komplexer. Ein Beispiel wäre eine Transfrau mit schwarzer Hautfarbe. Mentoring-Programme unterstützen Initiativen zu Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion, weil sie in Menschen investieren, die historisch unterrepräsentiert sind.“

Zu guter Letzt: Die Bedeutung eines datengestützten Mentoring-Ansatzes

Bis vor Kurzem gingen viele Unternehmen recht altmodisch an das Mentoring heran. Sie betrachteten es in erster Linie als Möglichkeit für Berufseinsteigende, die Grundlagen zu lernen und mit etwas Glück ihre Karriere voranzubringen. Sie wurden willkürlich einem erfahreneren Mitarbeitenden zugewiesen und beobachteten diesen bei der Arbeit und/oder führten regelmäßige Gespräche mit ihm.

Der globale Markt für Mentoring-Software wird zwischen 2020 und 2026 voraussichtlich von 377 Mio. US-Dollar auf 1,1 Mrd. US-Dollar ansteigen.

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„Früher war es ein glücklicher Zufall, wenn Mentor:innen und ihre Betreuten gut zueinander passten“, erklärt Keegan Walden, klinischer Psychologe und Mitgründer von Torch Labs, einem auf die Entwicklung von Führungseigenschaften fokussierten Technologieunternehmen. „Heute gibt es viel ausgereiftere Matching-Prozesse.“

Das Mentoring hat – wie viele andere Bereiche auch – eine Digitalisierung durchlaufen. Es gibt jetzt Anwendungen und Programme, die anhand künstlicher Intelligenz (KI) eine optimale Zuordnung ermöglichen, Ziele setzen und Fortschritte verfolgen. Dies ist noch wichtiger geworden, seit die Pandemie grundlegend verändert hat, wo und wann wir arbeiten. Unternehmen investieren in Ad-hoc-Technologie, um ihre Mentoring-Programme zu optimieren. Der globale Markt für Mentoring-Software wird zwischen 2020 und 2026 voraussichtlich von 377 Mio. US-Dollar auf 1,1 Mrd. US-Dollar ansteigen. 

Mittlerweile messen Unternehmen auch die Investitionsrentabilität ihrer Mentoring-Programme. Sie erfassen und analysieren Daten, um den Erfolg nachzuverfolgen, Probleme zu identifizieren und die besten Mitarbeiterkombinationen zu finden.

„Auch bei der Messung des Erfolgs sind diese Programme viel fortschrittlicher“, erklärt Walden. „Der Aspekt der Investitionsrentabilität ist neu.“ Das Produkt von Torch nutzt das Kirkpatrick-Modell mit seinen vier Evaluationsstufen zur Erfolgsmessung. Folgende Aspekte werden untersucht: 

  • Ob das Programm den Mitarbeitenden gefällt
  • Ob die Mitarbeitenden etwas lernen und das Gelernte in ihrer Rolle anwenden
  • Ob das Programm auf Seiten der Mitarbeitenden eine Verhaltensänderung bewirkt hat
  • Ob das Programm Geschäftswachstum oder Kosteneinsparungen ermöglicht hat

Mentoring als zentraler Aspekt der Mitarbeiterinteraktion

Es herrscht heute weitgehend Einigkeit darüber, dass es wichtig ist, in die Mitarbeitererfahrung zu investieren und sie priorisieren. Einer Umfrage von Willis Towers Watson zufolge gaben 94 % der Führungskräfte an, dass dies in den nächsten drei Jahren eine Top-Priorität sein wird. Verglichen mit den 54 %, die vor der Pandemie diese Meinung vertraten, ist dies ein massiver Anstieg. Deloitte hat fünf Attribute identifiziert, die die Mitarbeiterbindung stärken und ein Unternehmen als Arbeitgeber „einfach unwiderstehlich“ machen. Eines der Attribute ist die berufliche Entwicklung, die durch Training, eine hochwirksame Lernkultur und Unterstützung der Talentmobilität innerhalb des Unternehmens ermöglicht wird.

Das Mentoring, das Experten zufolge Trainingsoptionen wie Workshops, Präsenzschulungen und ereignisbasiertes Lernen ablöst, ist dabei ein wichtiger Aspekt.

„Vor einigen Jahren herrschte auf Führungsebene noch keine Einigkeit darüber, dass Mentoring dem Unternehmen Vorteile bietet“, so Walden. „Das hat sich nun definitiv geändert.“

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