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Die Roboter-Revolution im Supermarkt

Don’t call it Supermarket: TYPY ist die europaweit erste Marke für den volldigitalen Lebensmitteleinkauf. Für Mit-Gründer Carlo Caldi wäre es nicht die erste Branche, die er revolutioniert.

Endlich strahlt der blaue Himmel über dem Düsseldorfer Medienhafen, nach einem langen, grauen Pandemiewinter. Die Gründer Carlo Caldi und Maximilian Grönemeyer stehen vor ihrem ersten TYPY Store, einem Supermarkt, der eigentlich keiner sein will. Zwar decken sich, wie an diesem Mittwochnachmittag, die Kund:innen auch bei TYPY mit frischen Lebensmitteln ein, das aber ist tatsächlich die einzige Parallele zum klassischen Supermarkt. Denn lange Gänge mit Regalen oder eine Kassenreihe sucht man bei TYPY vergeblich – ebenso wie Personal. Alles, was Kund:innen bei TYPY erwartet, ist ein übersichtlicher Raum, gesäumt von großen Touch-Displays und Ausgabefächern, aus denen der Einkauf einfach entnommen wird. Quasi ein überdimensionierter, vernetzter und personalisierter Lebensmittelautomat. „Viele Menschen laufen noch einfach vorbei, weil sie denken, wir seien eine Lounge oder Hotellobby“, erklärt Caldi schmunzelnd. 

Eine starke Vision

Mit TYPY wollen CEO Caldi und sein Mit-Gründer und COO Maximilian Grönemeyer den Lebensmitteleinkauf neu definieren: Nah, bequem, vernetzt. Viele kleine und zentral gelegene Stores sollen in Großstädten ein dichtes Netz spinnen, und Kund:innen TYPY so immer fußläufig erreichen können. Dadurch, dass der Einkauf schon vorab über eine App erledigt werden kann, wissen diese immer, dass die gewünschten Produkte aktuell verfügbar sind und auch das Abholen wird denkbar unkompliziert gestaltet: Einfach im Store den QR-Code auf dem Handy scannen, kurz warten, während unsichtbar hinter Holzpanelen eine ausgefeilte Robotik die Arbeit erledigt, die Waren aus einem Fach entnehmen und fertig ist der Einkauf. Das alles verursacht vergleichsweise geringe operative Kosten; auch diese sind ein Alleinstellungsmerkmal von TYPY. Möglich macht das der Grad der Automatisierung und die smarte Vernetzung der Stores mit den Kund:innen über Salesforce.

TYPY CEO Carlo Caldi und sein Mitgründer und COO Maximilian Grönemeyer

„Wie viele Menschen kennen Sie, die gerne in den Supermarkt gehen?“ erwidert Grönemeyer auf die Frage, wie die Idee eines automatisierten Stores entstand. Denn TYPY zielt darauf, den Lebensmitteleinkauf möglichst stressfrei zu gestalten. Dabei soll das Einkaufen bei TYPY nicht nur Zeit sparen – Kund:innen profitieren auch von durchgehenden Öffnungszeiten. Im Gegensatz zu Lebensmittellieferungen können sie selbst entscheiden, wann sie ihren Einkauf abholen, und müssen nicht Tage im Voraus einen Liefertermin auswählen oder im kurzfristig anberaumten Zeitfenster zuhause sein – Einkaufen on-demand sozusagen.

„Deshalb planen wir unser Filialnetz vor allem in Ballungszentren und dort, wo unsere Kund:innen ohnehin unterwegs sind: Auf dem Nachhauseweg von Uni, Job oder Fitnessstudio“, erklärt Grönemeyer. Platz findet sich für einen TYPY Store auch in dicht besiedelten Gebieten, denn er ist ein echtes Raumwunder. Breite Gänge und niedrige Regale wären für die versteckt agierenden Roboter vergebene Liebesmühe. Doch die Einsatzmöglichkeiten des Konzepts begrenzen sich nicht auf urbane Räume, denn gerade strukturschwache Gegenden haben damit zu kämpfen, dass Läden verschwinden und der tägliche Bedarf nicht mehr fußläufig gedeckt werden kann. „Auch hier können wir durch unsere niedrigen laufenden Kosten perspektivisch Stores wirtschaftlich betreiben“, erläutert der Co-Founder.

Wie viele Menschen kennen Sie, die gerne in den Supermarkt gehen?“

Wie muss man als CEO ticken, um sich einer solchen Herausforderung auf einem der aktuell wohl am härtesten umkämpften Märkte anzunehmen? Zielstrebig, ehrgeizig, perfektionistisch? All das ist Carlo Caldi zweifelsohne. Doch gleichzeitig wird das seiner Persönlichkeit nicht ansatzweise gerecht. Zwar blickt der Unternehmer auf einen beeindruckenden Karriereweg zurück, der ihn aus dem elterlichen Hotelbetrieb in einem Südtiroler Tal in die Führungsetagen von Luxus-Hotelgruppen in Europa und Asien führte. Im Gespräch zeigen sich jedoch vor allem andere Charakterzüge: Bodenständigkeit, Realismus, Empathie und die Überzeugung, dass sich große Visionen nur im Team realisieren lassen.

Kundennähe trotz – oder gerade wegen – der Automatisierung?

„Meine Mission war schon immer, Dienstleistungen kundenzentriert und so ansprechend wie möglich zu gestalten“, fasst Caldi seine Motivation zusammen. Gelernt hat er das von der Pike auf im familieneigenen Hotel. Seine letzte Station vor TYPY war die Tank & Rast. Dort gestaltete er das eher zweckmäßige Erlebnis eines Stopps an einer Autobahnraststätte zu einem Ort um, an dem sich Menschen auf einer langen Fahrt tatsächlich erholen können. „Ein Ergebnis davon war beispielsweise die Gründung der Sparte Sanifair. Wir wollten aus einer Notwendigkeit etwas Angenehmes machen“, bringt Caldi das Projekt auf den Punkt. Eine Vision, die jetzt quasi als Blaupause für TYPY, seine neue Unternehmung mit Grönemeyer, dient.

Meine Mission war schon immer, Dienstleistungen kundenzentriert und so ansprechend wie möglich zu gestalten.“

Caldi ist jemand, der das Schöne im Leben liebt und Orte schaffen möchte, an denen Menschen sich wohlfühlen. Doch wie passt Kundennähe mit Robotik und Automatisierung zusammen? „Aus meiner Zeit in Asien sind mir solche Konzepte sehr vertraut und dort habe ich erlebt, dass Technologie ein personalisiertes Serviceerlebnis schaffen kann“, erklärt Caldi. Wichtiger als die Anwesenheit von Personal in einer Filiale sei es, das gesamte Einkaufserlebnis darauf abzustimmen, was Kund:innen wollen.

Regional statt (über)volles Regal

Auch die Navigation der Kund:innen durch das Sortiment in der App wird natürlich nicht dem Zufall überlassen. TYPY lernt vom Kaufverhalten und passt Empfehlungen an: Wer etwa Müsli kauft, benötigt höchstwahrscheinlich Milch und kann beides mit einem Touch in seinen Warenkorb legen. Das Sortiment selbst soll eher mit Breite und nicht mit Tiefe überzeugen. „Anstelle von zig Sorten Erdbeerjoghurt gibt es dann eben eine, dafür von einem regionalen Anbieter. Daran arbeiten wir mit Hochdruck“, führt Grönemeyer aus. Qualität und Regionalität stehen im Mittelpunkt. Davon zeugen auch die „Convenience“-Mahlzeiten, zubereitet und geliefert vom regionalen Edel-Caterer. 

Und was ist mit dem Kundenbedürfnis? Woher wissen die Gründer, was sich Kund:innen wünschen, was ihnen fehlt? „Das weiß ich natürlich nicht – genauso wenig, wie die, die das von sich behaupten“, antwortet Grönemeyer mit entwaffnender Offenheit. Hier kommen Salesforce und Salesforce Integrationspartner KERUN.ONE ins Spiel, mit denen die Unternehmer eine „Handelsplattform, auf der wir uns mit unseren Kunden vernetzen“ aufbauen, wie Caldi es formuliert. „Ich bin davon überzeugt, dass genau das unsere Zukunft prägen wird: Intelligente Plattformen, die sich an den Bedarf der Menschen anpassen – und dafür ist Datentechnologie der Schlüssel.“ 

TYPY CEO Carlo Caldi und sein Mitgründer und COO Maximilian Grönemeyer

Wir wollten aus einer Notwendigkeit etwas Angenehmes machen.“

In diesem Sinne entwickeln die Gründer TYPY auch weiter: „Es geht uns nicht allein um Standardkombinationen wie Brot und Butter. Was ich mir vorstelle, ist automatisiert auf Bedingungen wie Wetter und Events einzugehen.“ Caldi lässt seinen Blick über das Rheinufer schweifen. „An einem Tag wie heute wäre das zum Beispiel ein Picknick-Bundle für den Sonnenuntergang am Fluss mit Snacks und Getränken“, sagt er, während er sein Smartphone checkt – der nächste Termin für die Besichtigung eines neuen TYPY-Standorts steht an.

Credits: Christian Krinninger Photography

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