App ist nicht gleich App: Es gibt webbasierte Apps, Progressive Web Apps sowie Native Apps und Hybride Apps. In diesem Artikel widmen wir uns den Web Apps. Wir erklären Ihnen Unterschiede und Gemeinsamkeiten und beleuchten die Vor- und Nachteile von Online-Anwendungen. Außerdem erhalten Sie praktische Tipps, wie Sie mit wenig Aufwand eine Web App programmieren können.
Das steckt hinter dem Begriff Web App
Eine Web App, auch Webanwendung oder Webapplikation genannt, ist ein reines Online-Programm. Für die Nutzung müssen Sie keine Software auf Ihrem stationären PC, Laptop, Tablet oder Smartphone installieren. Stattdessen reicht ein aktueller Browser wie Chrome, Firefox, Safari, Microsoft Edge oder Opera aus.
Diese Apps „liegen“ somit nicht auf Ihrem Gerät – beispielsweise dem Arbeitscomputer – sondern auf einem Server. Für die Verbindung mit dem Server und die Nutzung der Online-Anwendung ist nur eine stabile und teilweise auch möglichst schnelle Internetverbindung nötig.
Webanwendung oder Website? Die Unterschiede
Wenn sich Online-Anwendungen über den Server nutzen lassen, wo liegt dann der Unterschied zur klassischen Website? Tatsächlich sind die Grenzen fließend. In der Regel besteht eine Website, zum Beispiel ein Blog, aus statischen Elementen wie Texten und Bildern. Eine internetbasierte App bietet zusätzlich einen interaktiven Mehrwert. Sie ist vielmehr eine Anwendung, wie der englische Name “Application” schon verrät.
Webapplikationen sind somit – vereinfacht gesagt – Programme, die rein über den Browser laufen. Ein Beispiel sind Reiseportale wie Airbnb, über die Sie ein Hotelzimmer oder eine Ferienwohnung buchen können. Über die Kalenderfunktion können Sie verfügbare Unterkünfte aufrufen und die Suche mithilfe von Filtern wie Preisspanne oder Ausstattungsmerkmale einschränken. Sie interagieren also mit der Website, um das für Sie passende Angebot zu finden.
Wie unterscheiden sich Web- und Smartphone-Apps?
Im allgemeinen Sprachgebrauch ist eine App eine Anwendung, die auf Smartphones oder Tablets läuft. Damit gemeint sind eigentlich Native Apps oder Hybrid-Apps. Im Gegensatz zu Web Apps können diese auch im Offline-Modus genutzt werden, da sie auf dem Endgerät installiert wurden.
Eine Native App wird für ein spezielles Betriebssystem und die entsprechende Hardware entwickelt. In den letzten Jahren haben sich vor allem zwei Betriebssysteme fest etabliert: iOS für Apple-Geräte sowie Android für andere Endgeräte. Mit einer für iOS entwickelten App können Sie die Besonderheiten eines iPhones nutzen. Dazu zählen etwa der Webbrowser Safari oder das Mail-Programm. Auf einem Android-Smartphone funktionieren diese Anwendungen jedoch nicht.
Eine Brücke zwischen beiden Welten schlagen die Hybrid-Apps. Das sind Applikationen, die auf Android und iOS gleichermaßen funktionsfähig sind. Berühmte Beispiele sind Google Mail, Uber oder Instagram, da Millionen von Menschen diese Dienste unabhängig vom Betriebssystem nutzen.
Alles in Einem: Progressive Web Apps
Klassische Webapplikationen können nur begrenzt auf das Mikrofon, die Kamera oder andere Hardware Ihres Systems zugreifen. Anders sieht das bei den Progressive Web Apps (kurz: PWA) aus: Diese speziell programmierten Webanwendungen nutzen beispielsweise die Smartphone-Kamera, den Bewegungssensor oder die Möglichkeit, Ihnen Push-Mitteilungen aufs Display zu schicken.
Die moderne Form von Web Apps vereint die Vorteile der reinen Online-Anwendungen mit denen einer nativen Smartphone-App. Das bedeutet: Eine PWA müssen Sie nicht aus einem App Store herunterladen und installieren. Stattdessen starten Sie das Programm über einen Browser Ihrer Wahl. Doch sie funktioniert zu weiten Teilen wie eine Native App oder eine Hybrid-App.
Pro und Contra von Webanwendungen im Überblick
Web Apps haben zahlreiche Vorteile. Sie:
- laufen unabhängig vom Endgerät und dem eingesetzten Betriebssystem,
- funktionieren überall, wo es eine Internetverbindung und einen Browser gibt,
- speichern nur sehr wenige Daten lokal (also auf Ihrem Endgerät) ab und benötigen daher nur wenig Speicherplatz,
- werden nicht über einen App Store oder eine andere Quelle heruntergeladen, sondern über die URL aufgerufen,
- starten sofort, ohne vorherige Installation oder Einrichtung,
- sind immer up-to-date, denn Nutzer:innen haben stets die aktuellste Version
Ganz ohne Nachteile kommen aber auch webbasierte Applikationen nicht aus, denn sie:
- können die speziellen Hardware-Funktionen eines Gerätes gar nicht oder im Fall von PWAs nur eingeschränkt nutzen,
- benötigen in der Regel eine stabile und möglichst schnelle Internetverbindung,
- funktionieren zwar auch offline, aber nur bis zu einem gewissen Grad (beispielsweise ist die Synchronisation nicht möglich),
- laufen je nach Art der Anwendung relativ langsam, zum Beispiel bei rechenintensiven Games.
Apps bedarfsgerecht und schnell entwickeln
Von Onlineshops bis Office-Tools: Beispiele für Web Apps
Es gibt unzählige Beispiele für webbasierte Applikationen, die heute ganz selbstverständlich zu unserem Alltag gehören. Dazu zählen unter anderem:
Videoplattformen YouTube, Vimeo, Amazon Prime Video oder TV Now: Die Video- und Streaming-Dienste können Sie ohne das Herunterladen und Installieren einer Datei in Ihrem Browser nutzen. Manche sind als PWA konzipiert, beispielsweise die ZDF Mediathek.
Office-Tools Schreiben Sie Texte in Google Docs oder erstellen Sie Excel-Tabellen unter Office.com? Nutzen Sie zur Zusammenarbeit mit Kolleg:innen Quip? Oder planen Sie Ihre Projekte mit Trello? All dies sind Beispiele für Web Apps, da sie rein über die Cloud genutzt werden.
Soziale Netzwerke Ganz gleich, ob Sie bei Instagram, TikTok, LinkedIn, Xing oder Facebook aktiv sind: Alle sozialen Netzwerke gibt es als Smartphone- bzw. Tablet-Apps und als Webapplikationen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Apps sind teils gravierend. Während das soziale Netzwerk Facebook zuerst als Website aufgesetzt und die App erst später konzipiert wurde, war es bei Instagram genau umgekehrt. Wer Instagram nicht nur am Smartphone, sondern auch über den PC nutzt, weiß, dass die Smartphone-App über mehr Funktionen verfügt als die webbasierte Version.
Onlineshops Amazon, eBay, Zalando, Otto und Konsorten: Alle bekannten Onlineshops starteten als reine Webanwendung. Der Unterbau dafür sind komplexe Shopsysteme, die mit anderen Systemen wie einem ERP (Enterprise Resource Planning, Warenwirtschaftssystem), CRM (Customer Relationship Management, Kundendatenverwaltung) oder PIM (Product Information Management, Produktdatenverwaltung) verknüpft sind.
Lernplattformen Auch Lernplattformen wie Salesforce Trailhead sind typische Web Apps. Auf den interaktiven, spielerisch gestalteten Websites können sich Führungskräfte und Mitarbeiter:innen weiterbilden oder wichtige Einblicke ins Unternehmen gewinnen.
Intranets Auch viele Intranet-Tools sind Online-Programme. Diese laufen im Idealfall auf den Arbeitsplatzrechnern und auf den Smartphones der Mitarbeiter:innen – so wie zum Beispiel die Intranet-App Salesforce Concierge. Dank der Web App sind Salesforce -Mitarbeiter:innen im Alltag optimal aufgestellt, egal mit welchem Device sie gerade unterwegs sind. Sie dient nicht nur dem Informationsaustausch, sondern auch als Service-Plattform zur Abwicklung von Anfragen.
Was macht Web Apps so beliebt?
Die Zeiten, in denen sich Privat- und Geschäftskund:innen teure Software auf CD inklusive dicker Handbücher kaufen, sind vorbei. Von der aufwändigen Installation bis hin zu ständigen Updates sind diese Programme heute weitestgehend überholt.
Stattdessen möchten User:innen Anwendungen sofort nutzen können – und das so günstig wie möglich. Was noch viel wichtiger ist: Die Applikation sollte auf dem Desktop-PC im Büro, auf dem Laptop im Zug sowie auf dem Smartphone funktionieren und nutzerspezifische Einstellungen verfügbar halten.
Für derlei Anforderungen eignen sich Web Apps sehr gut. Dank der Bereitstellung über die Cloud können Anwendungen unabhängig von Betriebssystemen und Endgeräten genutzt werden. Lediglich die Verfügbarkeit von schnellem Internet schränkt die Nutzung ein. Doch das ändert sich in naher Zukunft: Die weißen Flecken ohne Breitband oder LTE verschwinden von der Karte. Zudem wird das 5G-Netz – die neue Form des Highspeed-Internets – immer mehr ausgebaut.
Für Unternehmen ist die Unabhängigkeit von Betriebssystemen der wahrscheinlich größte Vorteil. Statt mehrere Versionen für iOS und Android zu entwickeln, können sie sich auf eine einzige Anwendung konzentrieren. Das spart Zeit, Geld und personelle Ressourcen.
Sollte Ihr Unternehmen eine Webanwendung entwickeln?
Sie möchten eine App entwickeln und sind sich unsicher, welche Form am besten geeignet ist? Ob Sie eine (Progressive) Web App, eine Native App oder eine hybride Applikation als Lösung für Ihr Business verfolgen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Beachten Sie dafür die folgenden Aspekte:
Zielgruppe Wen sprechen Sie an? Menschen, die lieber vor einem großen PC-Monitor sitzen, oder leidenschaftliche Smartphone-Nutzer:innen? Oder können Sie innerhalb Ihrer Zielgruppe einen anderen Trend beobachten?
Performance Wie aufwändig soll Ihre Anwendung werden? Soll die Anwendung sehr leistungsfähig sein, wie etwa im Gaming-Bereich? Oder spielt die Performance eine eher untergeordnete Rolle?
Features Was soll Ihre (Web) App können? Ist es beispielsweise wichtig, auf bestimmte Smartphone-Funktionen wie die Kamera oder den Kalender zuzugreifen?
Systemarchitektur Mit welchen anderen Programmen und Systemen (ERP, CRM, PIM etc.) soll Ihre Applikation kommunizieren und Daten austauschen? Wie lässt sich das bestmöglich, zukunftssicher und datenschutzkonform realisieren?
Verbindung Wo wird Ihre Webanwendung genutzt? Haben User:innen überall eine stabile Internetverbindung? Wie oft muss auf Daten aus dem Netz zurückgegriffen werden?
Provisionen Bieten Sie die Anwendung über den App Store von Google oder Apple an, müssen Sie für alle darüber generierten Umsätze eine Provision an Google oder Apple zahlen. Die Provision liegt bei etwa 15 bis 30 Prozent. Berücksichtigen Sie diese Ausgaben bei der Budgetplanung.
Know-how Wie gut ist das interne Wissen? Es gibt zwar Baukästen zum Programmieren von Apps, doch für individuelle Anpassungen benötigen Sie professionelle Entwickler:innen.
Budget Sie verfügen über ein eingeschränktes Budget? Die Programmierung einer Web App ist in der Regel deutlich günstiger als bei einer Native App oder einer Hybrid-App.
Marketing-Strategie Im Grunde sind Web Apps Websites mit interaktiven Zusatzfunktionen. Das bedeutet, Sie können diese relativ einfach online bewerben. Vermarkten Sie Smartphone- und Tablet-Apps über das Internet, kommt es meist zu einem Medienbruch – dabei verlieren Sie potenzielle Kund:innen. Schaffen Sie es aber in die Topliste der App Stores, kann das Ihrer Anwendung einen starken Push geben.
Wie Sie Webapplikationen erstellen können
Apps können Sie über zwei unterschiedliche Wege programmieren:
1. Pro Code
Das bedeutet: Sie (oder Ihr IT-Team) programmieren die Web App selbst in einer oder mehreren Programmier- und Skriptsprache(n), zum Beispiel mit HTML5, JavaScript oder PHP. Dafür ist tiefgreifendes Wissen über Frontend- und Backend-Entwicklung unabdingbar. Ist das nicht der Fall, müssen Sie die Umsetzung an ein externes Unternehmen auslagern.
2. Low Code/No Code
Für die Erstellung von Webanwendungen ohne Programmierkenntnisse gibt es sogenannte Baukasten-Systeme. Diese bezeichnet man auch als Low-Code- oder No-Code-Tools, da Sie hierfür wenig bis gar nicht programmieren können müssen. Stattdessen klicken Sie sich die gewünschten Ergebnisse über grafische Benutzeroberflächen zusammen.
Setzen Sie auf Low Code bzw. No Code als Lösung, sind Sie bei der Individualität Ihrer Online-Anwendung möglicherweise etwas eingeschränkt. Dafür können Sie kostengünstig und schnell Prototypen wie auch fertige Ergebnisse erstellen.
Pro-Code-Projekte sind in der Regel zeitaufwändig und kostenintensiv. Sie können jedoch ganz genau auf Ihre Vorstellungen und Ziele eingehen, da jeder spezielle Wunsch programmierbar ist – sofern Sie über das nötige Fachwissen und Budget verfügen.
So finden Sie die richtige App für Ihr Unternehmen
Web Apps haben viele Vorteile, aber auch Herausforderungen. Je nach Zielgruppe und Kontext kann zum Beispiel eine Native App sinnvoller sein. Welche die richtige Anwendungsform für Ihr Unternehmen ist, lässt sich daher nicht pauschal beantworten. Überlegen Sie sich genau, wen Sie mit der Applikation erreichen möchten, welche Ressourcen vorhanden sind und wie Sie die App vermarkten werden.
Die nächsten Schritte können Sie mit unserem Playbook zur Erstellung von Anwendungen machen. Das E-Book zeigt Ihnen, wie Sie Apps bedarfsgerecht und schnell entwickeln können, die wirklich zu Ihrem Unternehmen passen.
Das Playbook bietet Ihnen Informationen zu den folgenden Themenbereichen:
Schnellere Wertschöpfung durch Prozessautomatisierung
- Komponentenbasierten Architektur für dynamische Anwendungen
- Privatsphäre schützen mit integrierter und umfassender Anwendungssicherheit
Das Playbook für Low-Code-Anwendungsentwicklung
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