Kundenrückgewinnung statt Kundenverlust – Der Schlüssel zum Geschäftserfolg
Campaign Managerin
Das erwartet Sie in diesem Artikel:
Was ist Kundenrückgewinnung?
Kundenrückgewinnung (auch Rückgewinnungsmanagement oder Kundenreaktivierung genannt) bezeichnet den Prozess, ehemalige Kund:innen durch gezielte Maßnahmen wieder für das Unternehmen und seine Produkte und Dienstleistungen zu gewinnen. Im weiteren Sinne bezieht sich Kundenrückgewinnung auch auf aktuelle Kund:innen, die abwanderungswillig sind. Solche Kund:innen werden durch Customer-Recovery-Maßnahmen angesprochen. Das Customer Recovery Management umfasst die Planung, Steuerung und Kontrolle aller Prozesse und Maßnahmen eines Unternehmens zur frühzeitigen Identifikation und Prävention von drohenden Abwanderungen aktueller (profitabler) Kund:innen sowie zur Rückgewinnung abgewanderter (profitabler) Kund:innen.
Welche Maßnahmen dabei zum Einsatz kommen, hängt von den individuellen Abwanderungsgründen der Kund:innen ab. Der eigentlichen Überzeugungsarbeit gegenüber den Kund:innen gehen daher eine Ursachenforschung sowie eine tiefgehende Analyse der (ehemaligen) Kundenbeziehung voraus.
Mehr zu den Gründen für Kundenabwanderung erfahren Sie weiter unten im Abschnitt „Warum wandern Kund:innen ab?”
Warum ist Kundenrückgewinnung so wichtig?
Die Erwartungen von Kund:innen sind gestiegen, die Kundenzufriedenheit rückt zunehmend in den Fokus der Unternehmen. Schnelle Gewinne waren gestern, heute zählen langfristige Kundenbeziehungen. Ein glücklicher Kundenstamm stellt das Herzstück eines jeden Unternehmens dar. Denn treue Kund:innen sorgen für wiederkehrende Einnahmen und kalkulierbare Umsätze – gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und politischer Instabilität ein hohes Gut. Das Halten von Kund:innen ist für verschiedene Geschäftsmodelle essenziell, vor allem für Subscription-Modelle, also Abodienste.
80 Prozent der Mitarbeiter:innen im Vertrieb betonen die wachsende Bedeutung der Kundenbeziehungspflege nach einem Geschäftsabschluss. Diese Zahl belegt eindrucksvoll die Bedeutung der Kundenrückgewinnung. Gerade für B2B-Unternehmen ist die Kundentreue sehr wichtig, da einzelne Kund:innen für einen beträchtlichen Teil des Jahresumsatzes verantwortlich sein können.
Data Analytics zur Kundenrückgewinnung sind in zweierlei Hinsicht bedeutsam: Sie holen nicht nur Kund:innen zurück, sondern gewinnen auch wichtige Erkenntnisse, um Kundenverluste in Zukunft zu vermeiden. Damit sind Sie in gewisser Zeit auch Vorreiter, denn laut einer Online-Befragung im Rahmen der „Customer Management Studie 2022“ der Fachstelle Customer Management & E-Commerce am Institut für Marketing Management der Zürcher School of Management and Law (ZHAW) beschäftigen sich erst 13,7 Prozent der Unternehmen im Vertrieb mit dem Thema Kundenrückgewinnung. Deshalb sollten Sie Kundenrückgewinnung keinesfalls als unliebsames Thema behandeln.
Anbei ein Überblick über die Vorteile, die Maßnahmen zur Kundenrückgewinnung haben:
Sie sparen Zeit und Geld: Imagewerbung, Marketingkampagnen und Preisreduktionen: Neukundenakquise kostet viel Geld. Laut verschiedener Studien ist es fünf- bis siebenmal teurer, neue Kund:innen zu akquirieren, als bestehende Kund:innen durch Maßnahmen der Kundenbindung zu halten. Kundenfluktuation stellt einen der größten Kostentreiber der Marktbearbeitung dar. Daher ist es für Ihr Marketingbudget schonender, Kundenverlust von vornherein zu verhindern und die Kundenbeziehung zu pflegen. Passiert es dennoch, ist die Kundenrückgewinnung in der Regel günstiger als die Neukundengewinnung. Denn Sie müssen bei der Erklärung Ihrer Leistungen nicht bei Null anfangen und können Ihre Strategie gezielt auf die Kritikpunkte der Kund:innen ausrichten.
Sie gewinnen wertvolle Erkenntnisse: Manche Abwanderungsgründe sind sehr individuell. In den meisten Fällen können Sie die Kritik ehemaliger Kund:innen nutzen und Ihre anderen Kundenbeziehungen überprüfen. Vielleicht lassen sich sogar Muster erkennen, die auf grundsätzliche Probleme und Schwachstellen in Ihrem Unternehmen hinweisen. Dafür ist es notwendig, eine ausgeprägte Kundenorientierung bei den Mitarbeiter:innen des Unternehmens zu verankern, so dass diese das (negative) Feedback von Kund:innen als nützliche Informationsquelle wahrnehmen. Beispiel: Im Rahmen einer Umfrage unter abgewanderten Kund:innen geben diese an, aufgrund zu langer Lieferzeiten zur Konkurrenz gewechselt zu sein. Dies deutet auf ein Problem im Logistikprozess hin, dass das Unternehmen bisher nicht auf dem Schirm hatte.
Sie bringen Wertschätzung zum Ausdruck: Wenn Sie Ihre Stammkund:innen umwerben, schmeicheln Sie ihnen. Sie zeigen, dass Ihnen Ihre Kundschaft am Herzen liegt und schaffen mit Loyalty-Programmen die Grundlage für langfristige Kundenbeziehungen. Darüber hinaus signalisieren Maßnahmen zur Kundenrückgewinnung, dass Kundenfeedback ernst genommen wird und das Unternehmen bereit ist, sich für Kundenbedürfnisse und -wünsche einzusetzen. Dieses Engagement für Kundenzufriedenheit und die Bereitschaft, auf Basis von Kundenfeedback zu lernen und sich zu verbessern, vermittelt ein Gefühl der Wertschätzung und Anerkennung. Es geht nicht nur darum, verlorene Umsätze zurückzugewinnen, sondern auch darum, eine Beziehung aufzubauen, die auf gegenseitigem Respekt und Verständnis basiert.
Sie kurbeln die Weiterempfehlung an: Einmal zurückgewonnene Kund:innen fühlen sich Ihrem Unternehmen stärker verbunden. Das senkt nicht nur die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Abwanderung, sondern erhöht auch das Potenzial für Weiterempfehlungen. Kund:innen, die sich wertgeschätzt fühlen, werden diese Wertschätzung als Markenbotschafter:innen gerne zurückgeben, indem sie positive Erfahrungen mit Ihrem Unternehmen in ihrem sozialen Umfeld teilen. Dies kann in Form von persönlichen Empfehlungen, positiven Bewertungen in sozialen Medien oder durch das Teilen Ihrer Online-Inhalte geschehen. Solche authentischen Empfehlungen von zufriedenen Kund:innen sind besonders glaubwürdig und können potenzielle Neukund:innen effektiv ansprechen. Umgekehrt beugen Sie negativen Meinungen und Kommentaren vor, wenn die Geschäftsbeziehung nicht im Guten auseinander gegangen ist. Indem Sie aktiv auf die Bedenken und Unzufriedenheit ehemaliger Kund:innen eingehen und Lösungen anbieten, minimieren Sie das Risiko negativer Mund-zu-Mund-Propaganda und stärken gleichzeitig Ihr Markenimage als kundenorientiertes Unternehmen.
Sie nutzen zusätzliche Verkaufschancen: Ein erfolgreicher Rückgewinnungsvorgang kann dazu führen, dass die Kund:innen offener für neue Angebote sind. Dadurch ergeben sich Möglichkeiten für Cross-Selling und Up-Selling. Zudem können Sie dem zunehmenden Preisdruck standhalten, da zurückgewonnene Kund:innen tendenziell eher bereit sind, höhere Preise zu zahlen - es sei denn, sie sind ursprünglich aus Preisgründen abgewandert.
Sie bremsen Ihre Mitbewerber aus: Verlorene Kund:innen kaufen trotzdem weiter - nur eben bei der Konkurrenz. Kund:innen zurückgewinnen heißt also im Umkehrschluss, Kund:innen von der Konkurrenz abzuwerben.
Angesichts dieser vielen Vorteile rücken abgewanderte Kund:innen zunehmend in den Mittelpunkt Ihrer Marketingaktivitäten. Doch nicht alle abgewanderten Kund:innen sollten Ihre Aufmerksamkeit bekommen.
Wann lohnt eine Kundenrückgewinnung?
Generieren die Kund:innen ausreichend hohe Umsätze?
Beginnen wir mit dem Kernstück: dem Customer Lifetime Value (CLV). Dabei geht es um die Bewertung des Umsatzpotenzials von Kund:innen über die gesamte Dauer ihrer Geschäftsbeziehung. Die Frage lautet: Generieren die Kund:innen einen ausreichend hohen Umsatz pro Jahr? Eine Rückgewinnung ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Kund:innen in der Vergangenheit hohe Umsätze generiert haben oder ein Potenzial für zukünftige hohe Umsätze besteht. Denken Sie an Kund:innen, die regelmäßig große Bestellungen aufgeben. Ihr Weggang hinterlässt eine spürbare Lücke. Genauer wird die CLV-Berechnung, wenn Sie den Deckungsbeitrag pro Kund:in betrachten. Dieser ergibt sich aus dem Umsatz der Kund:innen abzüglich der durch sie verursachten variablen Kosten wie Material- und Fremdleistungskosten. Je höher der Deckungsbeitrag, desto gewinnbringender ist ein:e Kund:in für Ihr Unternehmen.
Beispiel: Karl Jansen kündigt sein Aktiendepot bei Ihrer Bank aufgrund einer Gebührenerhöhung. Da Karl Jansen kaum mit Wertpapieren handelt, ein weitgehend ruhendes Depot hat, auf dem lediglich zwei Dividenden pro Jahr eingehen, können Sie seine Kündigung verkraften. Christina Schmidt hingegen hat in den vergangenen Jahren zwei bis drei Aktienkäufe und -verkäufe pro Monat getätigt – jeweils fünfstellige Summen. Als Reaktion auf die Kündigung bieten Sie Christina Schmidt an, das Depot zu den alten Konditionen weiterzuführen. Die Spesen und Transaktionsgebühren, die bei anhaltender Aktivität auf dem Aktienmarkt anfallen, gleichen den entgangenen Gewinn durch die zurückgezogene Erhöhung der Depotgebühren aus. Christina Schmidt handelt weiterhin fleißig mit Aktien und fühlt sich zudem wertgeschätzt, da sie spezielle Konditionen abseits der Norm bei Ihnen bekommt.
Sind die Kund:innen wichtige Multiplikator:innen?
Auch wenn sie wenig zum Umsatz beitragen: Manche Kund:innen sind mehr als nur Käufer:innen – sie sind Multiplikator:innen. Diese Kund:innen teilen ihre Erfahrungen mit Ihrem Unternehmen, sei es durch Mundpropaganda, in sozialen Medien oder auf anderen Plattformen. Ihr Einfluss kann andere potenzielle Kund:innen beeinflussen. Vor allem in B2B-Sektoren wirkt ein großer Name im Kundenstamm magnetisch und zieht andere Geschäftskund:innen an.
Ein gutes Beispiel hierfür sind bekannte Blogger:innen oder Influencer:innen, die Ihre Produkte oder Dienstleistungen nutzen und darüber sprechen. Die Rückgewinnung solcher Kund:innen kann also weit über den direkten Umsatz hinaus einen Mehrwert schaffen.
Haben die Kund:innen ein gewisses Prestige?
Hat mein Unternehmen ausreichend Kundendaten?
Zu guter Letzt: Verfügt Ihr Unternehmen über genügend Daten der Kund:innen? Um eine erfolgreiche Rückgewinnungsstrategie zu entwickeln, benötigen Sie detaillierte Informationen über die Kaufhistorie, Vorlieben und bisherige Interaktionen. Protokollieren Sie daher frühzeitig sämtliche Interaktionen mit Ihren Kund:innen und halten Sie alles fest, was Sie über Ihre Zielgruppe wissen. Je mehr Informationen zur Verfügung stehen, desto personalisierter und effektiver kann Ihre Ansprache sein. Kund:innen, über die Sie nur spärliche Kenntnisse haben, sind schwieriger zurückzugewinnen.
Die Entscheidung zur Kundenrückgewinnung hängt letztlich von einer Kombination aus wirtschaftlichen Überlegungen und dem strategischen Wert der Kund:innen ab. Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob ihre prognostizierten Kundenwerte positiv sind, sondern auch um ihr Potenzial als Multiplikatoren, ihr Prestige und die verfügbaren Informationen, die für eine gezielte Ansprache genutzt werden können.
Warum wandern Kund:innen ab?
Mittellose Kund:innen
Neustarter-Kund:innen
Bedrängte Kund:innen
Vernachlässigte Kund:innen
Enttäuschte Kund:innen
Verletzte Kund:innen
Springer:innen
Schnäppchenjäger:innen
Anspruchsvolle Kund:innen
Selbstverständlich haben manche Kund:innen übersteigerte Ansprüche. Wenn ein Mitbewerber diese Ansprüche erfüllen kann, sollten Sie das auch versuchen. Dazu können Sie die Bedürfnisse, Wünsche und Zufriedenheit Ihrer Kund:innen regelmäßig abfragen. Seien Sie dabei aber nicht zu aufdringlich und holen Sie das Feedback in angemessenen Zeitabständen ein. Am besten protokollieren Sie Kundenbefragungen und machen die Ergebnisse anderen Abteilungen im Unternehmen zugänglich.
Die bisher genannten Gründe für Abwanderung sind alle bei den Kund:innen selbst zu suchen. Manchmal kann es aber auch sein, dass Sie selbst die Abwanderung einzelner Kund:innen forciert haben, weil sie unrentabel oder zahlungsunfähig sind.
Kundenverlust verhindern: So erkennen Sie Abwanderungssignale frühzeitig
Die Abwanderung von Kund:innen ist ein längerer Prozess. Selten wird die Geschäftsbeziehung zu einem Unternehmen von heute auf morgen beendet. Vielmehr gibt es meist eine individuelle Vorgeschichte. Daher sollten Methoden zur Früherkennung von Abwanderungstendenzen genutzt und Kund:innen bereits vor dem offiziellen Eingang der Kündigung von einer Fortführung der Geschäftsbeziehung überzeugt werden. Denn: Studien zeigen, dass bereits eine geringe Reduktion der Kundenabwanderungsrate zu einer deutlichen Steigerung des Unternehmenserfolgs führen kann. Zur Identifizierung abwanderungsgefährdeter Kund:innen sind geeignete Frühwarnindikatoren zu definieren.
Auswertung von Daten über Kundenverhalten. Diese Methode beinhaltet die Analyse von Kaufmustern, Nutzungshäufigkeiten und Präferenzen der Kund:innen. Beispielsweise könnte ein Online-Händler feststellen, dass Kund:innen, die in den letzten drei Monaten weniger als üblich gekauft haben, eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, den Shop zu verlassen.
Einsatz von vorausschauender Datenanalyse (Predictive Analytics). Algorithmen und statistische Modelle werden eingesetzt, um auf Basis von Bestellungen und CRM-Daten das zukünftige Kundenverhalten vorherzusagen. Für Unternehmen, die auf Basis von Abonnements arbeiten, ist es einfach, gefährdete Kund:innen in einer frühen Phase zu identifizieren, da sie über ständig aktualisierte und detaillierte Nutzungsstatistiken verfügen. Ein Telekommunikationsunternehmen könnte Predictive Analytics einsetzen, um vorherzusagen, welche Kund:innen aufgrund von Netzwerkproblemen oder Preiserhöhungen abwandern könnten und diese gezielt ansprechen.
Einholen und Auswerten von Kundenfeedback durch Umfragen. Regelmäßige Kundenbefragungen helfen, Unzufriedenheit frühzeitig zu erkennen. Ein Hotel könnte nach jedem Besuch eine kurze Umfrage durchführen. So kann ein Feedback über die Qualität des Essens und des Services eingeholt werden.
Beobachtung und Auswertung der Kundenaktivitäten in sozialen Medien. Das Monitoring und die Auswertung der Kundenaktivitäten in sozialen Medien kann Aufschluss über die Stimmung unter den Kund:innen geben. Ein Restaurant könnte beispielsweise feststellen, dass negative Kommentare über das Essen zunehmen.
Bewertung der Interaktionen zwischen Kund:innen und dem Support-Team: Die Analyse von Support-Tickets und Kundenanfragen kann Hinweise auf Probleme und Unzufriedenheiten geben. Ein Softwareunternehmen könnte zum Beispiel feststellen, dass Kund:innen, die häufig technische Probleme melden, eher abwandern.
Beobachtung der Raten der Vertragsverlängerungen und Abo-Erneuerungen: Ein Rückgang der Verlängerungsrate kann ein Warnsignal für die Abwanderung von Kund:innen sein. Ein Fitnessstudio könnte analysieren, wie viele Mitglieder ihr Jahresabonnement nicht verlängern.
Durchführung einer Kundensegmentierung und Einschätzung des Abwanderungsrisikos: Kund:innen werden in verschiedene Gruppen eingeteilt, um Risikofaktoren besser identifizieren zu können. Ein Versicherungsunternehmen könnte seine Kund:innen nach Alter, Vertragsart und Schadenshistorie segmentieren, um Risikogruppen für die Abwanderung zu identifizieren.
Entwicklung und Anwendung von Modellen zur Berechnung der Kundenabwanderungsrate (Churn-Score-Modelle): Diese Modelle verwenden verschiedene Kundenmerkmale, um die Wahrscheinlichkeit einer Abwanderung zu berechnen. Ein Mobilfunkanbieter könnte beispielsweise ein Churn-Score-Modell entwickeln, das Faktoren wie Vertragslaufzeit, Datennutzung und Kundenfeedback berücksichtigt.
Strategien zur Kundenrückgewinnung
Nachdem wir uns mit den Gründen für die Kundenabwanderung beschäftigt und lukrative Kund:innen identifiziert haben, geht es jetzt ans Eingemachte: Wie holen wir unsere Kund:innen zurück unter Einhaltung der rechtlichen Bestimmungen, auf die wir im nachfolgenden Abschnitt kurz eingehen? Zunächst stellen wir Ihnen zehn praxisorientierte Strategien vor, die von einer gründlichen Analyse bis hin zu kreativen Anreizen reichen. Ziel ist es, verlorene Kund:innen mit dem passenden Angebot nicht nur zurückzugewinnen, sondern sie auch langfristig an uns zu binden.
1. Identifizieren Sie verlorene Kund:innen
Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre Kund:innen der letzten Jahre. Prüfen Sie, wer seit längerer Zeit nicht mehr bei Ihnen gekauft oder Aufträge an Sie vergeben hat. Dabei sollte nicht der absolute Zeitraum ausschlaggebend sein, sondern das übliche Intervall. Wenn Kund:innen in der Regel monatlich kaufen, ist eine Pause von einem halben Jahr aussagekräftiger als bei Kund:innen, die vierteljährlich kaufen. Achten Sie auch darauf, bei wem Maßnahmen zur Kundenbindung durchgeführt wurden. Kund:innen, die Sie mit viel Aufwand umworben haben und die trotzdem zur Konkurrenz gewechselt sind, werden Sie wahrscheinlich nur schwer zurückgewinnen können.
2. Gehen Sie in die Analyse
Setzen Sie sich intensiv mit den abgewanderten Kund:innen auseinander und weshalb diese gegangen sind. Reflektieren Sie frühere Gespräche und Interaktionen. Gab es Anzeichen, die auf den Kundenverlust hindeuteten? Welche Erwartungen konnten Sie nicht erfüllen, die Konkurrenz aber schon? Im besten Fall haben die Ex-Kund:innen Ihnen gegenüber oder im Rahmen der Vertragskündigung konkrete Gründe für ihre Abwanderung genannt.
3. Tauschen Sie sich aus
Teilen Sie Ihre Überlegungen mit anderen Kolleg:innen, Teams und Abteilungen mit Kundenkontakt. Vielleicht hat beispielsweise der Vertrieb durchweg gute Erfahrungen mit den Kund:innen gemacht, der Kundenservice aber überwiegend unbefriedigende bis schlechte. Vernetzen Sie dazu frühzeitig alle Unternehmensbereiche und ermöglichen Sie eine zentrale Dokumentation aller Kundeninteraktionen in einem CRM-Tool.
4. Schaffen Sie konkrete Anreize
„Mit uns können Sie in Zukunft noch mehr Zeit und Geld sparen“ ist kein wirkliches Argument. Finden Sie heraus, welche Bedürfnisse Ihre ehemaligen Kund:innen haben und definieren Sie klare Lösungen. Für besonders wichtige Kund:innen kann das bedeuten, eine völlig neue Dienstleistung oder ein maßgeschneidertes Sonderprodukt zu entwickeln. Oft reicht es aber auch, die Vorteile bestehender Leistungen herauszuarbeiten und in Bezug zu den Kundenbedürfnissen zu setzen.
5. Verkaufen Sie sich nicht unter Wert
Ein zu hoher Preis ist vergleichsweise selten der Grund für die Abwanderung treuer Kund:innen. Diese mit Rabattaktionen zur Rückkehr zu bewegen, kann daher schnell ins Auge gehen. Denn das wirkt nicht nur verzweifelt, sondern spricht Ihren Produkten und Services auch die Qualität ab. Der Mehrwert Ihres Angebots sollte schließlich ein besseres Argument sein als ein Schnäppchenpreis.
6. Suchen Sie das persönliche Gespräch
Sie können einen ersten Kontakt über postalische oder digitale Mailings suchen (nach dem Motto: „Wir vermissen Sie“). Auch der diskrete Versand des aktuellen Katalogs fällt in diese Kategorie. Vor allem im B2B-Bereich sollte die eigentliche Kundenrückgewinnung jedoch mit einem persönlichen Gespräch beginnen. Dies zeigt nicht nur Wertschätzung und Engagement, sondern ermöglicht auch einen gegenseitigen Austausch. So können Sie erfragen, warum sich Kund:Innen gegen Ihr Unternehmen (und gegebenenfalls für einen Mitbewerber) entschieden haben. Umgekehrt können Kund:innen Ihnen ein direktes Feedback zu Ihrem neuen Angebot geben.
7. Laden Sie Kund:innen zu Veranstaltungen ein
Vier-Augen-Gespräche sind auch auf Messen und ähnlichen Veranstaltungen möglich. Wenn Sie Kund:innen zurückgewinnen möchten, können Sie diese zu einer solchen Veranstaltung einladen. Erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit ihres Erscheinens, indem Sie ihnen einen besonderen Mehrwert versprechen (zum Beispiel ein unverbindliches Werbegeschenk).
8. Bieten Sie verschiedene Handlungsoptionen an
Setzen Sie Ihre Kund:innen auf keinen Fall unter Druck. Stellen Sie ihnen kein Ultimatum, sondern mehrere Wahlmöglichkeiten. Die Kund:innen sollen ihre Entscheidung bewusst und aus eigener Überzeugung treffen. Das erfordert etwas Flexibilität Ihrerseits, führt aber zu einer deutlich nachhaltigeren Kundenbeziehung.
9. Entwerfen Sie einen effektiven Prozess
Ein effektiver Rückgewinnungsprozess ist ein weiterer Erfolgsfaktor. Der Rückholprozess muss klar strukturiert, einfach und in einem definierten Soll-Ablauf schriftlich festgehalten sein. Dabei sind die Schnittstellen zu anderen Abteilungen wie Marketing, Vertrieb etc. zu berücksichtigen. Insbesondere ist festzulegen, wie schnell der/die Kund:in Antworten erhält und wie er/sie in den Entscheidungsprozess eingebunden wird. Obwohl der Rückgewinnungsprozess standardisiert sein sollte, ist es wichtig, dass die Mitarbeiter:innen in ihren Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten nicht zu stark eingeschränkt werden und eigenverantwortlich agieren können.
10. Schenken Sie zurückgewonnen Kund:innen besondere Aufmerksamkeit
Dabei geht es weniger darum, einzelne Kund:innen bevorzugt zu behandeln – auch wenn dies je nach Abwanderungsgrund notwendig sein kann. Vielmehr geht es darum, sich nicht auf Rückgewinnungserfolgen auszuruhen, sondern diese konsequent weiter zu verfolgen. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Kund:innen zufrieden sind und bleiben. Auch hier kann Ihnen ein geeignetes Tool Arbeit abnehmen und einzigartige Erkenntnisse liefern.
Rechtliche Grenzen für die Kundenrückgewinnung
Kundenrückgewinnung ja, aber bitte die gesetzlichen Regelungen beachten! Um Maßnahmen zur Rückgewinnung von Kund:innen durchzuführen, greifen Sie auf Kundendaten aus Ihrer Datenbank zurück und sind diesbezüglich an die Vorgaben des Datenschutzes gebunden. Außerdem ist das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) zu beachten.
Sie dürfen zum Beispiel ehemalige Kund:innen nicht einfach per Telefon, Telefax oder E-Mail kontaktieren, um ihnen ein verlockendes Angebot zu machen. Nach § 7 UWG kann die Kontaktaufnahme nach der Kündigung unter Umständen eine Belästigung darstellen. Wenn Sie Ihre Kund:innen dennoch anrufen oder per E-Mail kontaktieren wollen, müssen Sie vorher das ausdrückliche oder konkludente (durch das Verhalten der Kund:innen) Einverständnis der abgewanderten Kund:innen neu einholen.
Es besteht ein gesetzliches Verbot für Unternehmen, Kund:innen, die ihren Vertrag gekündigt und eine weitere Kontaktaufnahme ausdrücklich untersagt haben, im Rahmen von Kundenrückgewinnungsmaßnahmen zu kontaktieren. Kontaktiert ein Unternehmen dennoch Kund:innen unter dem Vorwand „noch offener Fragen“ zur Kündigung, um tatsächlich ein Werbegespräch zu initiieren, stellt das Schreiben eine unerwünschte Werbung dar. Solche Handlungen sind rechtlich unzulässig, da sie den ausdrücklichen Wunsch von Kund:innen missachten, solche Kontakte zu unterlassen.
Wie können Sales und Marketing effektiv zusammenarbeiten, um Kund:innen zurückzugewinnen?
In 5 Schritten zur Kundenrückgewinnung
Schritt 1: Identifikation gefährdeter oder abgewanderter Kund:innen
Schritt 2: Kundenwertanalyse
Schritt 3: Planung der Rückgewinnungsmaßnahmen
Schritt 4: Controlling
Nur was Sie messen, können Sie auch verändern. Überwachen Sie daher den Erfolg der Rückgewinnungsmaßnahmen anhand von Kennzahlen wie Rückgewinnungsrate, Einsparung von Akquisekosten für Neukunden und Kundenzufriedenheit. Basierend auf den gewonnenen Zahlen sollten die Strategien angepasst und optimiert werden. Zum Beispiel könnte ein A/B-Testing verschiedener E-Mail-Kampagnen durchgeführt werden. Dabei wird verglichen, welche Variante die höchste Rücklaufquote erzielt.
Nachfolgend ein Überblick über die wichtigsten Key Performance Indicators (KPI) zur Messung des Erfolgs der Kundenrückgewinnung.
Rückgewinnungsrate
Kosten pro Rückgewinnung
Kundenlebenszeitwert nach Rückgewinnung
Dauer bis zur Rückgewinnung
Umsatzentwicklung
Kundenbindung nach Rückgewinnung
Net Promoter Score (NPS) der zurückgewonnenen Kund:innen
Der NPS ist eine Kennzahl zur Beurteilung der allgemeinen Kundenzufriedenheit nach der Rückgewinnung. Ein höherer NPS weist auf eine erfolgreiche Rückgewinnung und potenzielle Weiterempfehlung hin. Die Kundenzufriedenheit kann auch durch Umfragen oder andere Feedback-Tools gemessen werden.
Durch eine laufende Erfolgskontrolle (Monitoring) dieser KPIs können Sie die Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahmen messen und kontrollieren und so Ihre Rückgewinnungsstrategien kontinuierlich verbessern. Diese Zahlen werden nicht nur an Vorgesetzte, sondern auch an andere Abteilungen reported, um die Sensibilität und Akzeptanz für das Thema Kundenrückgewinnung im Unternehmen zu erhöhen.
Beispiel
Stellen Sie sich vor, Ihr Unternehmen hat im letzten Quartal 100 Kund:innen verloren. Um diese zurückzugewinnen, haben Sie gezielte Maßnahmen ergriffen, die insgesamt 5.000 Euro gekostet haben. Erfreulicherweise konnten Sie 20 dieser Kund:innen erfolgreich zurückgewinnen, was einer Rückgewinnungsrate von 20 Prozent entspricht.
Die Kosten pro Rückgewinnung belaufen sich somit auf 250 Euro pro Kund:in (5.000 Euro Gesamtkosten geteilt durch 20 zurückgewonnene Kunden). Vor der Abwanderung lag der durchschnittliche Kundenlebenszeitwert (CLV) dieser Gruppe bei 300 Euro. Nach der Rückgewinnung stieg der CLV auf 400 Euro, was auf eine stärkere Kundenbindung und einen höheren Umsatz pro Kund:in hindeutet.
Die durchschnittliche Dauer bis zur Rückgewinnung eine:r Kund:in betrug 30 Tage, was eine effiziente Umsetzung der Rückgewinnungsstrategie zeigt. Diese Maßnahmen führten auch zu einer Umsatzsteigerung von 10 Prozent im Vergleich zu dem Umsatz, den diese Kund:innen vor ihrer Abwanderung generiert hatten.
Interessanterweise konnte durch die Rückgewinnungsaktionen die Kundenfluktuation um 5 Prozent gesenkt werden. Das lässt auf eine insgesamt verbesserte Kundenbindung schließen. Sechs Monate nach der Rückgewinnung waren 15 der 20 zurückgewonnenen Kunden noch aktiv, was einer Kundenbindungsrate von 75 Prozent nach der Rückgewinnung entspricht.
Schritt 5: Learnings der Kundenrückgewinnung
Nutzen Sie Kundenfeedback für Verbesserungen. Oft müssen Unternehmen ihren Service verbessern, flexibler agieren, neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln und generell kundenorientierter denken und handeln. Erstellen Sie eine Liste der Kundenwünsche und setzen Sie Prioritäten. Beheben Sie Probleme, die von mehreren Kund:innen genannt wurden, oder implementieren Sie schnell umsetzbare Lösungen.
Für eine dauerhafte Kundenbindung überprüfen Sie nach einiger Zeit, ob die reaktivierten Kund:innen mit den Veränderungen zufrieden sind. Um Kundenverluste zu vermeiden, erkundigen Sie sich regelmäßig nach der Kundenzufriedenheit und möglichen Verbesserungsvorschlägen für Produkte und Dienstleistungen.
Wie Sie ein CRM-System bei der Kundenrückgewinnung unterstützt
Übersicht über relevante Salesforce-Funktionen für die Kundenrückgewinnung
Eines dieser CRM-Systeme stammt vom Marktführer Salesforce und bietet unter anderem folgende Features, die für die Kundenrückgewinnung nützlich sind.
Früherkennung von Abwanderungstendenzen: Salesforce prognostiziert die Wahrscheinlichkeit der Abwanderung von Kund:innen, damit Sie präventive Maßnahmen durchführen können, um die Kund:innen zu halten.
Kundenanalyse: Salesforce bietet Tools zur Analyse des Kundenstamms, um zu identifizieren, welche Kund:innen als „wertvoll“ gelten und daher vorrangig gehalten werden sollten. Diese Analyse kann auf verschiedenen Kriterien basieren, darunter Kaufhistorie, Kundenengagement und Profitabilität.
Personalisierte Ansprache: Durch die Verbindung von Sales Cloud und Marketing Cloud ermöglicht Salesforce eine hochgradig personalisierte Kundenansprache. Dies kann durch gezielte Marketingkampagnen, personalisierte E-Mails oder maßgeschneiderte Angebote erfolgen, die auf die individuellen Kund:innen und ihre bisherigen Interaktionen mit dem Unternehmen zugeschnitten sind. Personalisierte Kommunikation ist ein Schlüsselelement der Kundenrückgewinnung, da sie den Kund:innen das Gefühl gibt, verstanden und wertgeschätzt zu werden.
Automatisierung von Geschäftsprozessen: Salesforce bietet auch Ressourcen und Tools zur Automatisierung von Geschäftsprozessen. Diese Automatisierung kann dazu beitragen, die Effizienz zu steigern und sicherzustellen, dass die Kommunikation mit den Kund:innen konsistent und zeitnah erfolgt.
Kund:innen zurückgewinnen und die Kundenzufriedenheit stärken
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